Aus Meerestiefen geborgen und kreativ gefädelt
„Eine Million Sesterzen sind auf eine einfache Perlenschnur gereiht, ganze Wälder und Inseln trägt ein schwacher Nacken; in zarten Ohrläppchen hängt ein schweres Zinsenbuch“, ereiferte sich ein römischer Theologe einst, so hoch sei die Eitelkeit, „dass ein einziges Weib all ihr Hab und Gut am Leibe trägt“. Auch dem Philosophen Seneca war die Mode, sich teils über und über mit Perlen zu schmücken, völlig suspekt.
Der Leidenschaft tat dies damals keinerlei Abbruch, im Gegenteil, sie währte über Jahrhunderte und bis heute. Fast möchte man mutmaßen, der Aberglaube, wonach sie Tränen verheißen, weil angesichts des Wertes ein Schicksal daran hängen müsse, entsprang der Fantasie eines männlichen Sparfuchses.
Denn ja, Perlen, die einst aus den Tiefen des Meeres und teils unter Lebensgefahr geborgen wurden, waren einst überaus kostbar. Die weltweite Nachfrage war derart groß, dass sie kaum bedient werden konnte, bis man Perlen etwa in Japan zu züchten begann.
Perlenkult
Auch im Dorotheum finden sich Angebote der Sparte Juwelen, traditionell Perlen aller Gattungen. Teils sorgen sie für stürmische Bietgefechte, wie eine Diamantbrosche (14,50 ct) mit einer großen, natürlichen Orientperle belegt, die im vergangenen Jahr aus altem europäischem Adelsbesitz zur Versteigerung gelangte. Statt der erwarteten 30.000 Euro erzielte sie stattliche 85.500.
In der aktuellen Offerte (21. 4.) warten einige elegante Kulturperlen-Geschmeide, sowohl zum klassischen als auch zum beliebten Collier de Chien gefädelte, deren Schließen Brillanten und Diamanten zieren. Passende Ohrclips dürfen freilich nicht fehlen.
Repräsentativ für zeitgenössisches Design steht eine Kreation aus dem Hause Buccelatti, dessen Geschichte bis 1919 zurückreicht: eine Kulturperlengarnitur, die der italienischen Traditionsmarke auch in den Showrooms in New York, Paris oder Hongkong zur Ehre gereichen würde. (kron)