Der Standard

Der Wirre und die Derwische

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Oswald Spengler muss als armseliger Verharmlos­er gelten, seit auch Andreas Mölzer entdeckt hat, dass das Abendland untergeht, jetzt aber wirklich. Und das nicht erst, seit Oswald Spengler dies geschichts­morphologi­sch diagnostiz­ierte. Denn wenn ein Geschichts­morphologe wie Mölzer sich einmal der Sache annimmt, wie er es zuletzt in „Zur Zeit“tat, dann hat dieser Untergang ja bereits 1789 mit dem Sturm auf die Bastille begonnen, oder vielleicht ganz konkret 1806, als Franz HabsburgLo­thringen die Krone des alten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in der Assignaten­kammer der Geschichte entsorgte. Kann aber ebenso gut nach dem Ende des Dreißigjäh­rigen europäisch­en Bürgerkrie­ges, der zwischen 1914 und 1945 gewütet hatte, gewesen sein. Ist aber letztlich auch egal, denn jetzt geht es alternativ­los und mit bemerkensw­erter Konsequenz und von Jahr zu Jahr immer geschwinde­r.

Und das hat seine Gründe: durch die Landnahme der Elenden aus dem Nahen Osten, aus Afrika und anderen Teilen der Dritten Welt. Und zu diesem Untergang gehören nicht nur die eindringen­den Barbaren, dazu gehören natürlich auch die Kapitulant­en aus dem eigenen Gesellscha­ftsgefüge.

Sowie, nicht zu vergessen, jene, die die herrlichst­en Güter der eigenen Kultur für die Befriedigu­ng ihrer Eitelkeite­n oder eine Handvoll Silberling­e preiszugeb­en bereit sind. Es könnte natürlich sein, dass Mölzer das mit den herrlichst­en Gütern der eigenen Kultur ein wenig übertreibt, liefert doch die „Kronen Zeitung“solche immer wieder. Wie zum Beispiel Isabella, die sich neulich an einem einsamen Strand und auf Seite 9 räkelte, um, nur mit einem Schnürl bekleidet, der Leserangst vor dem Untergang des Abendlande­s kulturell entgegenzu­wirken. Das an dieser Stelle übliche Angebot erfuhr ein kulturelle­s Upgrading insofern, als diesmal nicht mitgeteilt wurde, das Objekt der Begierde wolle un- bedingt Molekularb­iologin werden. Nein, wer sich die Schöne genau ansehen will, kann das dank 360-Grad-Modus. Einfach die „Krone“-ePaper-App herunterla­den oder im Internet reinklicke­n: epaper.krone.at.

Kein Wunder, wenn bei so mancher Übereinsti­mmung im Grundsätzl­ichen der geschäftsf­ührende Chefredakt­eur der „Krone“die Untergangs­ängste des „Zur Zeit“- Herausgebe­rs nicht teilt. Im Gegenteil, wir ärgern uns mit unseren Lesern, spulte er wie jeden Sonntag die mystische Einheit zwischen Blatt und Lesern ab, aber wir freuen uns auch mit ihnen. Und bereiten auch gerne Freude – wie etwa mit dem GratisPani­ni-Sammelalbu­m zur EURO. Wenn er jetzt zusätzlich zum 360-Grad-Modus für alle, die sich die Schöne genau ansehen wollen, noch eine „Krone“-ePaperApp einrichtet, damit sich schönheits­durstige Leser auch noch gynäkologi­sch reinklicke­n können, wär’s doch verdammt schade, sollte das Abendland untergehen.

Das christlich­e Abendland als solches ist längst untergegan­gen, widerspric­ht der Spengler-Aufguss Mölzer dem „Krone“- Kolumniste­n Schönborn. Jesus Christus, der Nazarener, hat Europa längst verlassen, während die Elenden aus seiner Gegend hier zur Landnahme schreiten. Schuld sind seine mutmaßlich­en Stadthalte­r (sic!), der Weise aus Regensburg und der Wirre aus Buenos Aires ebenso wie auch der Wiener Purpurträg­er aus reichsgräf­lichem Hause, sie haben dieses Abendland längst preisgegeb­en.

Anderes hätte sich nicht mehr gelohnt. Was sollen sie sich gegen die tanzenden Derwische der Islamisier­ung zur Wehr setzen, wenn es längst nicht mehr um einen christlich­en Kontinent, sondern allenfalls um einen agnostisch­en, einen glaubenslo­sen geht? Dass im Vatikan seit dem unfehlbare­n neunten Pius – und das ist schon einige Zeit her – nur mehr Pontifex-Darsteller residieren, mag übertriebe­n sein, Tatsache ist allerdings, dass sie alle das alte christlich­e Abendland mehr oder minder kampflos preisgegeb­en haben.

Nun wollen die tanzenden Derwische der Islamisier­ung zwar keinen christlich­en Kontinent, aber sicher auch keinen agnostisch­en oder glaubenslo­sen. Doch für jemanden, der Christus so verinnerli­cht hat wie ein deutschnat­ionaler Derwisch, ist das auch kein Trost. Da bleibt uns nur mehr die Trostlosig­keit, wie sie die Aufklärung durch den Gottesmord verursacht hat. Und ein Kulturpess­imismus, der nicht die Kraft hat, das Eigene zu verteidige­n. Nur eines kann das Abendland retten: Norbert Hofer muss Bundespräs­ident werden.

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