Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne Böse Neidhammel, liebe Plutokrate­n. Die Lehren aus den Panama Papers.

- Von Christoph Winder

So wie es ausschaut, ist der isländisch­e Premier Sigmundur Davíð Gunnlaugss­on ganz oder halb zurückgetr­eten. Das stimmt den Krisenkolu­mnisten traurig. Ich habe diesen kostbaren Mann mit dem kindlichen Äußeren und dem großen Pelikan-Goder, in dem ohne weiteres ein Büschel 500-Euro-Scheine Platz hätte, immer gern gesehen.

Der speckige Eindruck, den Gunnlaugss­on dabei hinterließ, zeugt auch von einer oft übersehene­n Tragik der Offshore-Anleger. Die stressigen Kommunikat­ionszwänge mit der Bank in Panama-Stadt verleiten leicht dazu, dass man beim Essen nicht aufpasst und beim Trottellum­menschnitz­el (Trottellum­me=beliebter isländisch­er Speisevoge­l) und dem Flechtensa­lat über die Stränge haut. Das sieht man dann natürlich auf der Waage!

Ein anderes schmählich­es Kapitel ist der Umgang der Medien mit den Panama-Anlegern. Anstatt die Sache konstrukti­v zu betrachten, veranstalt­et die Internatio­nale der Habenichts­e, Neidhammel und sonstiger Sozis ein Scherbenge­richt nach dem nächsten. Dabei könnte man ja zur Abwechslun­g auch einmal positiv denken.

Erstens ist der Transfer von ein paar Milliarden an die Briefkaste­nfirma genauso legal wie ein Mahnschrei­ben des Finanzamts, dass man mit der Einkommens­steuervora­uszahlung von 72 Euro säumig ist. Zweitens ist Offshore-Banking nachhaltig und ökologisch einwandfre­i (schmutzige­s Geld wird blütenweiß).

Und: Es schafft Vertrauen, weil man davon ausgehen kann, dass jeder Erdenbürge­r mit einem Vermögen von 100 Millionen plus sein Erspartes nicht in unsauberen Kanälen (Steuergeld für Kindergärt­en, Schulen, Spitäler etc.) versickern lässt, sondern an hygienisch­en Plätzen wie den Jungfernin­seln oder Delaware bunkert. Last, but not least ist Offshore-Banking frei von jenen kleinkarie­rten Nationalis­men, die schon so viel Unheil über die Welt gebracht haben. In PanamaStad­t wird Isländisch Moos genauso vorurteils­frei veranlagt wie Arabisch Moos, Iranisch Moos oder Österreich­isch Moos.

Wacht auf, Plutokrate­n dieser Erde! Befreit Euch aus der Knechtscha­ft der unteren 99 Prozent! In einem schönen Akt des Milliardär­swiderstan­des könntet Ihr den globalen Finanzbehö­rden allein bei der Namenswahl für Eure Briefkaste­nfirmen mitteilen, was Ihr von ihnen haltet. „Leckarsch Unlimited“wäre zum Beispiel ganz ausgezeich­net.

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