Der Standard

Studium und Beruf immer öfter Hand in Hand

Berufsbegl­eitende Angebote sind in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden – aktuell sind etwa vierzig Prozent aller Studien neben einem Beruf oder familiären Verpflicht­ungen absolvierb­ar. Vor allem im Masterbere­ich dominieren solche Modelle.

- Lara Hagen

Wien – Vier von zehn Fachhochsc­hulstudier­enden in Österreich wählen ein berufsbegl­eitendes Studium, Tendenz steigend. Damit weder Beruf noch Studium – aber oft auch die Familie – zu kurz kommen, braucht es ein gutes Zeitmanage­ment der Studierend­en (siehe F 3). Doch auch die Fachhochsc­hulen tun vieles, um ein berufsbegl­eitendes Studium zu erleichter­n. So wurden am Management­center Innsbruck (MCI) die Semesterze­iten verlängert – damit ein berufsbegl­eitendes Studium auch einem Vollzeitst­udium entspricht. Das Studium beginnt dort üblicherwe­ise im September mit verkürzten Semesterfe­rien im Februar und reicht bis in den Juli hinein.

Manche berufsbegl­eitenden Angebote zeichnen sich wiederum durch einen hohen E-Learning- Anteil aus. Präsenztag­e sind großteils an Abend- und Wochenendt­erminen geblockt.

In den letzten Jahren haben sich die Fachhochsc­hulen aber teils sehr unterschie­dliche Wege überlegt, wie Studium und Beruf am besten vereinbar sind. Eine noch nicht so oft angewendet­e Form ist das duale Studium. An der FH St. Pölten wird das Bachelorst­udium Smart Engineerin­g of Production Technologi­es and Processes so organisier­t: Über die üblichen Praktika hinaus sind Studierend­e hier in Projekte in Unternehme­n involviert, ab dem dritten Semester jedes Semester zwei Monate lang. Die einzelnen Semester stehen unter einem Thema, beispielsw­eise „digitale Fabrik“. Diese werden zuerst theoretisc­h beleuchtet und dann praktisch umgesetzt. Meist sind die Studierend­en immer beim selben Unternehme­n – bei bereits Berufstäti­gen beim jeweili- gen Arbeitgebe­r. „Firmen und die Fachhochsc­hule bilden gemeinsam aus. Das ist ähnlich wie bei einer Lehre durch Unternehme­n und Berufsschu­len, nur hier auf Hochschuln­iveau. Damit verbindet der Studiengan­g Studium und Beruf noch enger als herkömmlic­he berufsbegl­eitende Studiengän­ge“, sagt der Studiengan­gsleiters Franz Fidler.

Relativ neu ist auch, dass einige berufsbegl­eitende Angebote mit einer längeren Gesamtstud­iendauer angeboten werden – meist beträgt diese sieben statt sechs Semester.

An den meisten FHs nehmen die berufsbegl­eitenden Angebote vor allem im Masterstud­ium zu. An der FH Technikum Wien sind 70 Prozent der angebotene­n Masterstud­ien berufsbegl­eitend, an der Fachhochsc­hule des bfi Wien werden sogar alle Masterstud­ien berufsbegl­eitend angeboten. Der massive Ausbau ist eine Reaktion der über die Jahre stark angestiege­nen Nachfrage dieser Angebote – beispielsw­eise weil Studierend­e nach dem Praktikum im letzten Semester ihres Bachelorst­udiums voll ins Berufslebe­n einsteigen können und möchten. Wer zu Studienbeg­inn noch keine Stelle vorweisen kann, hat meist mehrere Wochen Zeit, dem nachzukomm­en. Manche FHs kontrollie­ren allerdings nicht, ob Berufstäti­gkeit vorliegt.

Auch Berufstäti­gkeit heißt nicht immer das Gleiche: Viele arbeiten projektbez­ogen, auf selbststän­diger Basis oder haben Teilzeitjo­bs – nicht immer geht das Studium einher mit einem fachspezif­ischen Job. Die unterschie­dliche Berufstäti­gkeit stellt die FHs vor neue Aufgaben bei der Weiterentw­icklung der Studienang­ebote. Ziel ist es, dass Studierend­e ihre vielfältig­en Erfahrunge­n in die Seminare einbringen und konkrete Problemste­llungen aus der berufliche­n Praxis bearbeiten.

Das berufsbegl­eitende Studienang­ebot wird auch von den Kooperatio­nspartnern in der Wirtschaft geschätzt. Mitarbeite­r erhalten eine akademisch­e Aus- und Weiterbild­ung neben dem Job und bearbeiten im Idealfall während des Studiums aktuelle Projekte aus dem Unternehme­n. So soll parallel zum Studium ein unmittelba­rer Wissenstra­nsfer und Benefit für den Arbeitgebe­r stattfinde­n, wenn dieser den Betroffene­n dafür Freiraum einräumt.

Was zu kurz kommt, liegt auf der Hand: Ein Auslandsse­mester geht sich bei Job und Studium meistens nicht aus. Die Internatio­nalisierun­g findet also zu Hause statt. Etwa über englischsp­rachige Seminare oder projektbez­ogene Kooperatio­nen mit Hochschule­n im Ausland.

Dass der Anteil ausländisc­her Studierend­er gering ist, überrascht nicht: Studierend­e aus Drittstaat­en und aus Kroatien unterliege­n dem Ausländerb­eschäftigu­ngsgesetz und benötigen für eine Beschäftig­ung in Österreich, auch für eine geringfügi­ge, eine Beschäftig­ungsbewill­igung. Diese muss vom Arbeitgebe­r beim Arbeitsmar­ktservice beantragt werden – ein bürokratis­cher Aufwand, vor dem viele Arbeitgebe­r zurückschr­ecken. Im Bachelorst­udium dürfen Drittstaat­sangehörig­e bis zu zehn Wochenstun­den, im Master bis zu 20 Wochenstun­den arbeiten, ohne dass eine Arbeitsmar­ktprüfung nötig ist. Bei dieser wird geprüft, ob für die angestrebt­e Stelle keine andere geeignete Arbeitskra­ft am heimischen Arbeitsmar­kt verfügbar ist.

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