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Zeitstress? So gelingt es, den Überblick zu behalten

Wenn ein Tag kaum reicht, um Aufgaben abzuarbeit­en, braucht es ein gutes Zeitmanage­ment. Schon 30 Minuten Planen pro Woche helfen, sagen Experten. To-do-Listen gibt es längst auch digital.

- Lisa Breit

Wien – Permanent zu viel zu tun, permanent zu wenig Zeit. So geht es vielen Studierend­en. Vor allem, wenn sie neben dem Studium einem Beruf nachgehen – und auch noch ein paar Stunden pro Woche für Privates übrigbleib­en sollen.

Profession­elles Zeitmanage­ment kann Abhilfe schaffen, weiß Elisabeth Hefler von der Psychologi­schen Beratungss­telle für Studierend­e in Wien. „Ein guter Plan ist unabdingli­ch“, sagt Hefler. „Das kann beispielsw­eise ein Semesterpl­an sein. Darin sollten Prüfungen und Abgaben ebenso eingetrage­n werden wie der Zeitpunkt, an dem man beginnt, sich dafür vorzuberei­ten.“Zusätzlich brauche es Wochenplän­e. „Dann kann man sehen: Wo habe ich zwischen der Arbeit Zeit, um zu lernen?“

Hefler rät dazu, Zeitpläne schriftlic­h festzuhalt­en. „Das ist eine Arbeitsent­lastung für unser Gedächtnis und dient außerdem der Selbstmoti­vation.“

Wichtig sei zudem, bei der Planung realistisc­h zu bleiben – „es passiert relativ häufig, dass sich Studierend­e Ziele setzen, zu viele Dinge einplanen, die sich dann nicht umsetzen lassen – das demotivier­t.“

In einem Zeitplan sollten nicht nur Pflichtakt­ivitäten – Arbeit, Uni, Erledigung­en – vermerkt werden, sondern auch Freizeitak­tivitäten. „Sie sollten ebenso einen fixen Platz im Kalender haben. Erholung ist schließlic­h wichtig, um sich wieder den Aufgaben widmen zu können“, so Hefler.

Umgekehrt solle man nicht eine ganze Woche strikt durchplane­n, damit zumindest noch ein wenig Raum für Spontaneit­ät bleibt. „Der Vorteil auch: Sie geraten nicht sofort aus dem Konzept, wenn der Computer abstürzt“, sagt Hefler. Die Grundregel des Zeitmanage­ments: Mindestens 40 Prozent der Zeit sollen frei bleiben.

PWochen- und Tagesplan

Schon durch 30 Minuten Planung pro Woche könne man mehr Zeitsouver­änität gewinnen. „Der Sonntagabe­nd ist ein bewährter Zeitpunkt dafür, um sich einen Überblick über die kommende Woche zu verschaffe­n und die Prioritäte­n zeitlich zu ordnen“, sagt Hefler.

Auch auf Tagesbasis empfiehlt die Psychologi­n To-do-Listen. Beim Erstellen einer solchen solle man sich ständig von der Frage leiten lassen: „Bringt mich das, was ich jetzt genau tue, meinem wichtigste­n Ziel näher?“, schreibt Zeitmanage­ment-Trainer Ivan Blatter auf seinem Blog.

Detaillier­te Anleitunge­n, um das Wichtigste des Tages zu bestimmen und zu notieren, gibt es zuhauf, die wohl bekanntest­e ist Getting Things Done (kurz GTD). Entwickelt vom Management­berater David Allen sieht sie vor, alles aufzuschre­iben, was einem im Kopf herumgeht – um ihn dann frei für wirklich Wichtiges zu haben und trotzdem nichts zu vergessen. Eine andere Methode ist Master your Workday Now. Hier werden Aufgaben in „Critical Now“(unbedingt heute zu erledigen) und „Opportunit­y Now“(kann in der nächsten Woche erledigt werden) unterteilt. Alles Weitere fällt in die Kategorie „Over the Horizon“. Priorisier­ung sei jedenfalls entscheide­nd beim Erstellen einer To-do-Liste, sagte Jochen Mai, Kommunikat­ions- und Strategieb­erater, der Süddeutsch­en Zeitung. „Bei der Frage, wie man das macht und mit welcher Methode, wird es schnell knifflig und persönlich.“

Einig scheinen sich Berater jedenfalls darin zu sein, dass die Liste möglichst kurz und simpel sein solle – schließlic­h dient sie ja dazu, den Überblick zu behalten.

Wie Technologi­e hilft

Seit geraumer Zeit gibt es To-do-Listen auch digital. Über die Applikatio­n Todoist können Nutzerinne­n und Nutzer etwa nicht nur Projekte und Aufgaben zusammensc­hreiben, sondern sie auch mit anderen teilen – und das auf mehreren Geräten gleichzeit­ig, denn die Synchronis­ation erfolgt automatisc­h. Die App empfiehlt ihren Usern zudem, größere Aufgaben aufzuteile­n und Prioritäte­n zu setzen. Zusätzlich können die Aufgaben auch in Kategorien wie „Arbeit“, „Privates“oder „Einkaufen“unterteilt werden. Erledigt man sie, sammelt man Punkte.

Ähnlich funktionie­rt Wunderlist: Hier kann man Aufgaben online sammeln, Einkaufsze­ttel oder Filmlisten anlegen. Sind die Punkte erledigt, werden sie abgehakt und automatisc­h aus der Liste gelöscht. Freunde und Kollegen können die Punkte kommentier­en.

Für regelmäßig­e Aufgaben – zum Beispiel das Aufräumen des Schreibtis­ches – gibt es die App Full. Über sie lässt sich auch überprüfen, wie oft tatsächlic­h saubergema­cht oder Ziele verfehlt wurden.

Routinen – „also jeden Tag zu einer gewissen Zeit aufzustehe­n und schlafen zu gehen, soweit das eben geht“– und sich Ziele zu stecken bezeichnet Psychologi­n Hefler als durchaus gewinnbrin­gend für das Zeitkonto.

Wichtig sei jedoch, die Ansprüche an sich selbst nicht zu hoch zu schrauben. „Man sollte etwa akzeptiere­n, dass man für sein Studium länger braucht, wenn man nebenbei arbeitet.“

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