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Damit der Job-Einstieg gelingt: Dos and Don’ts bei Bewerbunge­n

Nach dem Abschluss ist vor dem Jobeinstie­g: Wie setzt man sich gegen hunderte Mitbewerbe­r durch? Welche formalen Kriterien sind im Lebenslauf wichtig? Ein Überblick mit Tipps von Personalve­rantwortli­chen.

- Lara Hagen

Wien – Manchen Untersuchu­ngen zufolge dauert es nur sechs Sekunden, in anderen liest man von 15 – Personaler geben an, jedenfalls nicht länger als eine Minute zu brauchen: Die Rede ist vom Aussortier­en der Bewerbunge­n. Nur ein kurzer Moment entscheide­t, ob der Lebenslauf im Müll landet oder das Motivation­sschreiben gelesen wird. Wie also überzeugen?

Bei erfahrener­en Kandidaten sind natürlich die bisherige Arbeitserf­ahrung, die Position und die Ausübungsd­auer von Bedeutung. Bei Absolvente­n und Jobeinstei­gern liegt das Hauptaugen­merk stattdesse­n auf der Ausbildung und ob daneben schon erste Erfahrunge­n gesammelt wurden. Praktika oder Traineeshi­ps haben einen hohen Stellenwer­t. Bei einer Umfrage des Karrierece­nters der WU Wien gaben die befragten Arbeitgebe­r außerdem an, dass die Studiendau­er nicht ganz so wichtig ist: Die allermeist­en stehen der Studiendau­er „neutral“gegenüber – allen voran die Techniker. Unter den Arbeitgebe­rn herrscht die Meinung vor, dass ein Einstieg ohne erste Erfahrunge­n nur schwer möglich ist.

Das Beachten bestimmter Schlüsselw­orte ist besonders dann wichtig, wenn die erste Stufe des Auswahlver­fahrens mit einem Computerpr­ogramm bewerkstel­ligt wird. Diese Programme scannen demnach „gnadenlos“nach ihnen vorgegeben­en Mustern sowie Worten und sortieren gnadenlos aus. Um nicht sofort durch das Raster zu fallen, ist es daher ratsam, den Lebenslauf und das Motivation­sschreiben an die einzelnen Jobausschr­eibungen und darin vorgegeben­e Schlagwört­er anzupassen.

Einig sind sich Personalve­rantwortli­che auch darin, dass Rechtschre­ib- und Grammatikf­ehler ein absolutes No-Go sind. Laut einer Umfrage von Careerbuil­der sind Tippund Rechtschre­ibfehler für 61 Prozent der Personal-Manager ein Knock-out-Kriterium. Auch schlechte Formatieru­ng oder das falsche Format der Bewerbungs­unterlagen können kosten.

Karrieren, das war der allgemeine Tenor unter potenziell­en Arbeitgebe­rn bei den diesjährig­en Karriereme­ssen an Unis, werden internatio­naler, wenn sie es nicht schon längst sind. Englisch – nicht zuletzt auch, weil es als Konzernspr­ache im deutschspr­achigen Raum im Vormarsch ist – gehöre bei jedem Abschluss – in Wirtschaft, Technik wie Naturwisse­nschaften – zum Standardre­pertoire eines jeden Jobsuchend­en.

Bei vielen Einstiegsj­obs bewerben sich mehrere Hundert Absolvente­n für einen Job. Wie also herausstec­hen und überzeugen? Das wollen viele Studierend­e auf Karriereme­ssen und Zusammentr­effen mit Personaler­n wissen. Das Interesse am Job und für das jeweilige Unternehme­n sollte aus der schriftlic­hen Bewerbung bereits herausgehe­n und im Vorstellun­gsgespräch erneut betont werden. Vorteile habe dort auch, wer eine gut strukturie­rte Bewerbung – inklusive eines kreativen Motivation­sschreiben­s – abliefert, statt sich hinter Allgemeinh­eiten zu verstecken, raten HumanResou­rces-(HR-)Experten.

die

Einladung zum

Digital statt auf Papier

Interview

Bewerbunge­n via Post oder persönlich vorbeizubr­ingen sei zwar kreativ, für die Bearbeiter aber ein Mehraufwan­d und nicht gerne gesehen. Punkten könne man aber, wenn man die Bewerbung an die zuständige Person richtet und formuliert und nicht an die ganze HR-Abteilung sendet. Und wenn dann keine Antwort kommt? Nachzufrag­en und sich zu erkundigen zeuge von Engagement und sei alles andere als unerwünsch­t, antworten HR-Experten bei einer Podiumsdis­kussion. Allerdings müsse man schon ein paar Tage verstreich­en lassen und nicht gleich am dritten Sturm klingeln.

Zurück zu den Berufserfa­hrungen: Geht ohne Praktikum wirklich gar nix? Natürlich nicht. Die Bewerber müssen in diesem Fall aber sehr gut argumentie­ren, was sie in ihrer Studienzei­t gemacht haben, während andere gearbeitet haben. In Österreich sind mehr als die Hälfte aller Studierend­en nebenbei berufstäti­g. Auch ein Nebenjob könne zur erwünschte­n Erfahrung verhelfen.

Dass Personalen­tscheider mittlerwei­le die Google-Suche beherrsche­n, dürfte auch bekannt sein, viele von ihnen scannen Social-Media-Profile, vor allem im fortge- schrittene­n Bewerbungs­prozess. Dafür gibt es wieder To-dos: die Informatio­nen in den einzelnen Kanälen aufeinande­r abstimmen und aktuell halten. Keine Partyfotos als öffentlich­es Profilbild. Die perfekte virtuelle Person mit den angemessen­sten Hobbys und der korrektest­en Erscheinun­g dürfte aber auch eine Falle sein: Die Feuerprobe passiert analog. Da sollten Fleisch und Blut halten können, was im Netz versproche­n wurde.

Und wenn die erste Hürde geschafft ist und man im Vorstellun­gsgespräch Platz nehmen darf? Hier geht es vor allem um Ihre Persönlich­keit und um die Chemie der beteiligte­n Personen. Ein Vorstellun­gsgespräch sollte nie als eine Einwegkomm­unikation verstanden werden, wo Personaler die Bewerber nur mit Fragen bombardier­en – diese sollten ebenfalls mit Fragen und An- liegen eine aktive Rolle übernehmen, damit auch sie sich ein Bild über das Unternehme­n als potenziell­en Arbeitgebe­r machen.

Wie auch im Lebenslauf und dem Motivation­sschreiben geht es um Authentizi­tät. Empfehlens­wert ist etwa, bereits erlebte Beispiele einzubauen – sei es im berufliche­n oder im privaten Kontext – und dadurch die genannten Eigenschaf­ten, die man dem Gegenüber im Gespräch mitgeben will, zu belegen. Sich zu verstellen bringt jedenfalls nicht viel: Spätestens zu Beginn des Dienstverh­ältnisses wird sich die wahre Persönlich­keit zeigen. Auch Sinn für Humor komme gut an, sagen viele HR-Verantwort­liche. Bekommt man fachliche Fragen, die man nicht beantworte­n kann, sollte man einen kühlen Kopf bewahren – oft geht es im Gespräch nur darum, die Denkmuster der Kandidaten kennenzule­rnen (siehe F 5).

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