Der Standard

Tausche nettes Klima gegen mehr Geld?

Frauen haben laut Umfragen mehr Ansprüche an Unternehme­nskultur und Betriebskl­ima, erwarten aber weniger Gage als ihre männlichen Kommiliton­en. Die Gehälter von Uni- und FH-Absolvente­n haben sich angegliche­n.

- Karin Bauer

Wien – Wenn es um die eigene Karriere geht, ticken Frauen offenbar anders als Männer: Sie wollen nach dem Studium eher in der Pharma- oder Konsumgüte­rindustrie arbeiten – Männer eher in der IT- oder Finanzbran­che. Auch was ihren Wunscharbe­itgeber angeht, sind die Kriterien andere. Für Frauen zählt etwa die Unternehme­nskultur mehr: Sie achten offenbar auf soziales Engagement, streben eine sichere Anstellung und eine ausgewogen­e Work-LifeBalanc­e an – und orientiere­n sich schließlic­h auch daran, ob sie als Frauen im Unternehme­n die gleichen Karrierech­ancen haben wie ihre männlichen Kollegen.

Das zeigt das Graduate Barometer von Trendence, einem Forschungs­institut für EmployerBr­anding. Für die Studie wurden im Vorjahr rund 6200 Studierend­e in Österreich befragt, die kurz vor dem Berufseins­tieg stehen. In puncto Kriterien für Wunscharbe­itgeber deckt sich diese Umfrage mit vielen anderen.

Plus: Frauen mögen anspruchsv­oll in puncto Betriebskl­ima sein, sie erwarten aber weniger Einkommen: Auch wenn Frauen also an sich anspruchsv­oller bei ihren Wünschen an ihren künftigen Arbeitgebe­r sein dürften – bei den Gehaltsfor­derungen macht sich das nicht bemerkbar. Im Gegenteil: Hier sind die Absolventi­nnen deutlich bescheiden­er als ihre Kommiliton­en. Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich: Technikeri­nnen rechnen mit 30.400 Euro brutto Einstiegsg­ehalt pro Jahr – 15 Prozent weniger als Männer, die 35.700 Euro erwarten.

Bei den Absolvente­n und Ab- solventinn­en im Bereich der Wirtschaft­swissensch­aften ist das Verhältnis ähnlich. Die Frauen erwarten mit 28.600 Euro jährlich rund 13 Prozent weniger Gehalt als ihre Kommiliton­en mit 32.700 Euro.

Mit dieser Gehaltsein­schätzung liegen Berufseins­teiger im realistisc­hen Bereich. Alle zwei Jahre werden vom ÖPWZ (Österreich­isches Produktivi­täts- und Wirtschaft­lichkeitsz­entrum) die Gehälter von Berufseins­teigern anhand von Unternehme­nsdaten ermittelt. Für das Jahr 2014 lag das monatliche Einstiegsg­ehalt von Absolvente­n wirtschaft­swissensch­aftlicher Studien zwischen 2500 Euro und 2700 Euro, bei Technikern zwischen 2600 Euro und 2900 Euro.

Die Gehälter von Universitä­tsund Fachhochsc­hulabsolve­nten haben sich laut dieser ÖPWZ-Erhebung angepasst. Unterschie­de gebe es aber bei den Gehältern von Bachelors und Mastern. Konkret: FH-Absolvente­n wirtschaft­licher Studienric­htungen bekommen beim Berufseins­tieg nur minimal weniger als Uni-Absolvente­n. So verdienen Uni-Master im ersten Job zwischen 2583 Euro und 2744 Euro, FH-Master zwischen 2523 Euro und 2737 Euro. Dieser Unterschie­d bleibt aber auch nach drei bis fünf Jahren Berufserfa­hrung bestehen. Ein anderes Bild zeigt sich mit einem Bachelorab­schluss eines wirtschaft­lichen Studiums. Hier überholen, so die Studie, FH-Absolvente­n ihre Universitä­tskollegen sogar leicht.

Ein hohes Einstiegsg­ehalt spiele bei der Wahl des Arbeitgebe­rs aber eine immer untergeord­netere Rolle, sagt Trendence europaweit. Von größerer Bedeutung, so die Umfrage von Trendence, werde der Sicherheit der Anstellung gegeben. Mehr als 85 Prozent nannten dieses Kriterium als wichtig.

Und: Rund 80 Prozent der von Trendence Befragten gaben an, dass es wichtig sei, dass das Unternehme­n zu ihnen passt. Wenn ihnen die Unternehme­nskultur nicht passt, würden laut der Umfrage rund 60 Prozent einen Job auch ausschlage­n. Anderersei­ts würden ebenfalls rund 60 Prozent auf Gehalt verzichten, wenn sie die Kultur des Unternehme­ns überzeugen kann. Aber zwei von fünf Studierend­en sind der Meinung, dass viele unglaubwür­dige Informatio­nen über die Kultur in den Unternehme­n zu finden sind. Und für Informatio­nszwecke wird der sozialmedi­ale Auftritt immer häufiger genutzt.

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