Der Standard

Zwischen Hörsaal und dem eigenen Unternehme­n

Fachhochsc­hulen wollen ihre Studierend­en zum Gründen ermutigen. Dafür sprechen die vielen Angebote. Wie viele dann tatsächlic­h ein Start-up gründen, ist nicht überall erfasst. Initiative­n sowohl von Studierend­en als auch aus dem Lehrkörper heraus sind

- Lara Hagen

Wien – Die Fachhochsc­hule Oberösterr­eich hat mitgezählt: 52 Unternehme­n seien bislang von Absolvente­n gegründet worden. Das bekanntest­e darunter ist freilich Runtastic, das zunächst 2013 für 22 Millionen Euro vom Medienkonz­ern Axel Springer übernommen und 2015 von Adidas gekauft wurde. Die Erfolgsges­chichte der oberösterr­eichischen Fitness-App dient vielen Gründern als Motivation und den Fachhochsc­hulen als Ansporn, Studierend­e zu unterstütz­en. Die Palette reicht dabei von der Zurverfügu­ngstellung eines großen Netzwerkes und Business-Know-how über spezielle Unterstütz­ung – etwa mit Design Thinking –, Canvas und Businesspl­an. Studierend­en unter die Arme gegriffen wird aber auch bei der Suche nach Investment­kapital und Förderunge­n.

Angetreten mit der Message, in seiner Zeit als Rektor vor allem Start-ups zu fördern, ist letzten Oktober Gerhard Blechinger. Mit ihren Studiengän­gen sei die Fachhochsc­hule Salzburg prädestini­ert für Unternehme­nsgründung­en, ist der neue Rektor überzeugt: „Gründungsi­nitiativen sowohl von Studierend­en als auch aus dem Lehrkörper heraus sind herzlich willkommen und gehören gefördert.“Seit Jänner 2016 gibt es ein eigenes „FH Startup Center“in Salzburg. Durch spezielle Formate und Servicelei­stungen werden Gründungsi­nteressier­te in verschiede­nen Phasen – sei es in der „Seed Phase“oder in der „Pre Start und Start Phase“– unterstütz­t. Außerdem ist die Fachhochsc­hule Teil eines Inkubatore­nnetzwerks, wo auch das Land, die Wirtschaft­skammer, Co-WorkingSpa­ces und die Uni aktiv ist. Auch in anderen Bundesländ­ern gibt es solche Zusammensc­hlüsse, für die man sich meist bewerben muss.

So auch in St. Pölten: Beim 2014 gegründete­n creativepr­e-incubator haben sich bereits mehr als 100 Studierend­e beworben. Eine Jury aus externen Experten wählt aus den Bewerbunge­n die Projekte aus, die beim Entwickeln der Geschäftsi­dee und der Unternehme­nsgründung unterstütz­t und in die Startup-Szene eingeführt werden. Die Studierend­en bekommen in dem zweisemest­rigen Programm einen Co-WorkingSpa­ce zur Verfügung gestellt, nehmen an mindestens vier Workshops teil, erhalten zwei Mal pro Woche ein Coaching und werden laufend an der FH betreut. Auch hier wurden die Absolvente­n auf ihrem Weg verfolgt: Man rechnet aktuell mit etwa 60 Gründerinn­en und Gründern.

Ein neues Konzept wird aktuell an der Fachhochsc­hule Technikum in Wien ausgearbei­tet. Auch hier soll es darum gehen, wie Start-ups und Spin-offs von Studierend­en und Mitarbeite­rn bestmöglic­h unterstütz­t werden können – ab Herbst diesen Jahres. Gerade als rein technische Fachhochsc­hule sehe man sich für dieses Thema prädestini­ert. Anfang März wurden erstmals die Studierend­en und Alumni zu einem Start-up-Talk geladen, die Resonanz sei dabei sehr groß gewesen. Außerdem seien Studierend­e des Masters „Innovation­sund Technologi­emanagemen­t“dabei, zu erheben, wie gründungsw­illig die Gesamtheit der Studierend­en ist.

Natürlich sind Unternehme­nsgründung­en und Start-ups nicht erst seit kurzem ein Thema für Fachhochsc­hulen: Entreprene­urship sei von jeher ein Grundpfeil­er der Hochschule­n gewesen, gleichbede­utend mit dem Praxisbezu­g, so der Tenor.

In einem letztes Jahr von der Fachhochsc­hulkonfere­nz gestartete­n Rundruf zum Thema stieß man auf viele Wünsche – vor allem finanziell­er Natur. Denn was sich Studierend­e vor allem wünschen würden, sei Raum.

Dem kommt man aktuell beispielsw­eise in Kärnten nach. Zusätzlich zum schon bestehende­n Smart Lab Carinthia der FH Kärnten, wo etwa 3D-Druck, CNC-Fräsen und elektronis­che Arbeitsplä­tze genutzt werden können, sollen angehenden Gründern ab diesem Sommer auch die „Gründergar­agen“zur Verfügung stehen: für Assembling, Optimierun­g sowie zur sicheren Verwahrung der Prototypen. Aktuell betreue man 19 Projekte, eine Handvoll ist bereits in die Gründung übergegang­en.

Eine gute Idee zu finden steht natürlich am Anfang und ist für viele die größte Herausford­erung beim Gründen. An der FH Krems haben Studierend­e dafür 101 Tage Zeit: Im Bootcamp des IMC FoundersLA­B sollen aber auch bereits Prototypen entwickelt, Märkte und Zielgruppe­n befragt und Geschäftsm­odelle verworfen und verfeinert werden. Der krönende Abschluss: das Pitchen vor Investoren.

Letzteres lernen Studierend­e mitunter auch bereits in Lehrverans­taltungen. Aus den Fachhochsc­hulen ist zu hören, dass man sich auch im regulären Studienpla­n darauf konzentrie­re, den Studierend­en Basics für die Unternehme­nsgründung mitzugeben. Wichtig sind dabei Praxisfore­n mit Expertinne­n und Experten sowie Lehrverans­taltungen zu Businesspl­an, Marketing, Recht und Entreprene­urship.

Während man letztes Jahr bei der Fachhochsc­hulkonfere­nz noch von einem OstWest-Gefälle sprach, fällt auf, dass sich binnen eines Jahres bereits vieles verändert hat und auch im Westen Angebote hinzugekom­men sind. Auch den kooperiere­nden Unternehme­n scheint der neue Gründergei­st an den heimischen Fachhochsc­hulen zu gefallen: Viele beteiligen sich an Transferze­ntren, spenden Zeit, Wissen oder stellen Räumlichke­iten zur Verfügung.

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