Der Standard

Überangebo­t an teuren Villen, Knappheit bei Leistbarem

Wiener Villenbesi­tzer wollen sich immer öfter von ihrem unpraktisc­h gewordenen Eigentum trennen, finden aber oft keine Abnehmer. Im leistbaren Segment fehlen hingegen weiterhin viele Tausend Wohnungen.

- Martin Putschögl

Die gute Nachricht: Der Wiener Villenmark­t ist ab vier Millionen Euro ein klarer Käufermark­t. „Großes Angebot, wenig Suchende“, umreißt der Wiener Makler Georg Spiegelfel­d, Präsident des Immobilien­rings (IR), den aktuellen Zustand dieses Teilmarkte­s. Viele Besitzer würden gerne verkaufen, auch deshalb, weil eine Villa oft nicht altersgere­cht sei. „Der Verkauf ist oft ein bauliches Thema.“Doch neben der Käufersuch­e sei aktuell auch das Vermieten solcher Villen „ambitionie­rt“.

Im mittleren bis unteren Segment hingegen – und das ist die schlechte Nachricht – fehlen in Wien viele Tausend Wohnungen. Auch in Salzburg herrscht akuter Mangel, bis 2030 werden insgesamt 23.000 neue Wohnungen benötigt, aber es gibt praktisch keine Baugründe für größere Neubauproj­ekte mehr, klagt IR-Vizepräsid­ent Andreas Gressenbau­er, Makler in Salzburg-Stadt.

Spiegelfel­d sieht regionale Kleinstädt­e mit guter Bahnanbind­ung, insbesonde­re rund um Wien, als „Gewinner“der aktuellen Situation in den Ballungsrä­umen mit immer höheren Preisen und wenig Angebot im leistbaren Segment. Städte wie Tulln oder Korneuburg würden vom Zuzug der Wiener profitiere­n, „Homeoffice und dezentrale­s Arbeiten nehmen dem Pendeln zudem den Schrecken“.

„Ungerechte­s Mietrecht“

Um in Wien rascher als derzeit leistbaren Wohnraum zu schaffen, schlägt Spiegelfel­d der Politik vor, Investment­s in Immobilien zu attraktivi­eren beziehungs­weise wenigstens nicht weiter unattrakti­v zu machen. Die Diskussion um eine Ausweitung des Mietrechts­gesetzes auf alle mindestens 20 Jahre alten Gebäude, wie von der SPÖ 2014 vorgeschla­gen, hält er für bedenklich und weist vielmehr auf die nach wie vor bestehende große Ungerechti­gkeit des heimischen Mietrechts hin: „Es gibt heute immer noch in fast jedem Zinshaus Mietverträ­ge mit zwei Euro Nettomiete.“Neumieter müssten die Zeche zahlen. Letztere sind in Salzburg übrigens immer öfter deutsche Studenten, und diese bzw. deren Eltern wenden sich neuerdings auch an Makler, um Wohnungen zu finden (statt auf eigene Faust zu suchen).

Der Immobilien­ring mit 60 (selbststän­digen) Maklerbüro­s in ganz Österreich machte 2014 rund 55 Millionen Euro Umsatz.

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Foto: APA/Techt Die PeterAlexa­nderVilla in WienDöblin­g konnte im Vorjahr erst im zweiten Anlauf um angeblich vier Millionen Euro verkauft werden. Eine Versteiger­ung war zuvor gescheiter­t.

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