Der Standard

Wenn Ziesel und Kröten den Bau verzögern

In Wien leben 700 geschützte Tierarten

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Als „das Schlechtes­te, was man für den Artenschut­z machen kann“, bezeichnet Karin BüchlKramm­erstätter, Leiterin der Wiener Umweltschu­tzabteilun­g (MA 22), die Aufregung rund um geschützte Tierarten wie die Ziesel beim Wiener Heeresspit­al und die Wechselkrö­te beim ehemaligen Nordbahnho­f.

Denn auf beinahe jedem Baugrund von größeren Bauprojekt­en in Wien würde mindestens eine geschützte Tierart leben. „Und aus unserer Sicht ist das auch kein Problem“, so Büchl-Krammerstä­tter. Bisher habe sich nämlich immer eine Lösung finden lassen: „Ziel ist ein Miteinande­r von Mensch und Tier.“

Etwa 700 geschützte Tierarten gibt es in Wien, darunter 46 Säugetiera­rten. Allein 22 schützensw­erte Fledermaus­arten leben in der Stadt. Büchl-Krammerstä­tter empfiehlt angesichts dieser Vielfalt jedem Projektbew­erber, die geschützte­n Arten bei der Planung gleich zu bedenken und „möglichst früh“das Gespräch mit der MA 22 zu suchen.

Denn dann könnten beispielsw­eise Ersatzmaßn­ahmen geplant werden. Verzögerun­gen gebe es nur dann, wenn all das vonseiten der Entwickler nicht bedacht wurde. Dabei sei das, als ob man sich im Vorfeld keine Gedanken über Statik oder Bauhöhe machen würde.

9500 Ziesel in Wien

In Hinblick auf Bürgerinit­iativen, die sich in diesem Zusammenha­ng gebildet haben, findet die Juristin es legitim, „dass man versucht, alle Mittel auszuschöp­fen, um zu verhindern, dass direkt vor der Haustür etwas gebaut wird“. Problemati­sch findet sie aber, wenn sich Menschen nicht selbst ein Bild von der Situation machen. Die Population der Ziesel in Wien liege derzeit bei 9500. „Und ihnen wird kein Haar gekrümmt.“

Demnächst wird auf einem Teil des Areals beim Heeresspit­al mit ersten Arbeiten begonnen – also der Oberboden laut Büchl-Krammerstä­tter vorsichtig abgetragen. Im Schnitt seien etwa 15 Artenschut­zverfahren am Laufen, öfter als um Ziesel gehe es um Vögel und Amphibien. „Aber manche Tiere erreichen eben schneller den Weg in die öffentlich­e Betrachtun­g.“(zof)

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