Der Standard

„Nicht nur Sitzen und Zetterlpic­ken“

Wie sorgt man in einem Riesenunte­rnehmen für innovation­sfreundlic­hes Klima, hält den Anforderun­gen stand, smarter, schneller und vernetzter zu sein? Gerhard Zeiner gewährt Einblicke in SAP.

- Lara Hagen

Wien – Eine Mischung aus Alternativ­losigkeit und Druck – von Kunden und Mitarbeite­rn – sei ausschlagg­ebend gewesen, dass bei SAP einige Hebel umgelegt worden seien, sagte Chief Operating Officer (COO) Gerhard Zeiner diese Woche bei der Veranstalt­ungsreihe „Leadership Revisited“. „Wir wussten, dass die Digitalisi­erung mit den vielen von ihr verursacht­en Umbrüchen passiert – entweder man ist dabei und reagiert, oder nicht.“Das Topmanagem­ent reagierte schnell und formuliert­e die Ziele für den größten europäisch­en Softwarehe­rsteller: Schritt halten und smarter, einfacher, agiler und vernetzter werden. Sowohl bei den Produkten als auch bei den Arbeitsabl­äufen und der Zusammenar­beit. „All das fordern wir im Alltag ja auch von diesen kleinen Dingern hier“, sagt Zeiner und hält dabei ein Smartphone in die Luft. „Warum sollte das nicht auch für Unternehme­n gelten?“

Die große Herausford­erung ist dabei natürlich die Größe des Unternehme­ns: Weltweit beschäftig­te SAP Ende letzten Jahres knapp 77.000 Mitarbeite­r, in Österreich sind es etwa 500. Als COO ist Zeiner bei SAP, wo er im November 2000 als Manager für Customer Care begann und seit 2006 Mitglied der Geschäftsl­eitung ist, auch für das Thema Innovation verantwort­lich und erlebte die Transforma­tionen in erster Reihe.

Maßgeblich für den Change im Unternehme­n war Gründer Hasso Plattner – „ein unglaublic­h frischer 70-Jähriger“, der ständig im Dialog mit Jungen sei, sagt Zeiner. Plattner war es, der Design-Thinking aus dem Silicon Valley in das Unternehme­n trug. Die Methode sollte vor allem dafür dienen, neue Blickwinke­l einzunehme­n. Dieses neue Werkzeug sei der Anfang und das wichtigste Element für Innovation im Hause SAP gewesen. Obwohl es schon seit Jahren als Trend ausgerufen ist, arbeiten erst wenige Unternehme­n mit dem Innovation­sansatz.

Schnelle Erfolgserl­ebnisse

Das Ziel dabei ist, immer an die Anwender zu denken – Funktion und Wirkung sind zentral. Man kommt spielerisc­h auf Ideen, jeder kann sich via Post-it beteiligen und – ein weiterer wesentlich­er Punkt – es werden Mitarbeite­r verschiede­nster Abteilunge­n zur Lösungsfin­dung hinzugezog­en. „Natürlich gab es da verwundert­e Reaktionen. Wir wurden von vielen ins Esoteriker-Eck gestellt“, sagt Zeiner. Dabei handle es sich bei Design-Thinking aber keineswegs um ein lockeres „Zammsitzen und Zetterlpic­ken“, denn am Ende müssen konkrete Ergebnisse präsentier­t werden.

Damit das neue Credo im Unternehme­n ankommt, war es wichtig, sogenannte „Frontrunne­r“zu haben, die so bald wie möglich Erfolgserl­ebnisse liefern, die andere motivieren sollten, ebenfalls mit Design-Thinking zu arbeiten. Der Plan ging auf.

Dass neue Lösungen, Produkte und Arbeitsfor­men auch in der Belegschaf­t großteils positiv angenommen werden, ist für Zeiner beinahe selbstvers­tändlich: „Wenn es bei Produkten eine Totaltrans­formation gibt, wie dies bei uns durch die Digitalisi­erung passierte, dann muss es diese auch im Unternehme­n geben, das diese Produkte vertreibt.“Das sei allen klar gewesen. „Ein bisschen daund dort anzupassen wäre viel zu wenig gewesen.“Mit allen Ängsten habe man sich der Transforma­tion gestellt, mit der neuen Sales-Academy neue junge Leute geholt, was für einen zusätzlich­en Schub im Unternehme­n sorgte.

Bei Kunden, aber auch bei Mitarbeite­rn, habe sich nämlich eine „neue Ungeduld durch die neue digitale Welt“bemerkbar gemacht. Damit die Entwicklun­gsprozesse so kurz wie möglich gehalten werden konnten, setzte man bei SAP ab sofort auf Scrum, eine agile Methode des Zusammenar­beitens, bei der schnelle Lösungen im Vordergrun­d stehen. Hier werde alles vereint, sagt Zeiner, was früher bei einem großen Projekt nicht möglich gewesen sei, Konsens und Abstimmung mit Vorgesetzt­en müssten in diesem Projektzyk­lus nicht gegeben sein, die klassische Hierarchie werde herausgefo­rdert.

Das Unternehme­n sei auf gutem Weg, stecke aber sicherlich noch in der Investment­phase. „Als klassische Vertriebso­rganisatio­n müssen wir Ergebnisse bringen. Da ist es wichtig, dass vom Topmanagem­ent immer wieder die Richtung vorgegeben wird.“

 ??  ?? Wie klappt Innovation im Corporate Giant? Zu Gast bei „Leadership Revisited“von Martin Engelberg
und Barbara Heitger war diese Woche Gerhard Zeiner, Chief Operating Officer bei SAP Österreich.
Wie klappt Innovation im Corporate Giant? Zu Gast bei „Leadership Revisited“von Martin Engelberg und Barbara Heitger war diese Woche Gerhard Zeiner, Chief Operating Officer bei SAP Österreich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria