Der Standard

Kundenfang im Kontaktcen­ter

Bain will den Banken die Callcenter aufrüsten

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München – Kostendruc­k, Digitalisi­erung und das veränderte Kundenverh­alten zwingen Banken, die Kundenbetr­euung und den Service völlig neu zu denken. Die lange vernachläs­sigten Callcenter gewinnen deshalb an strategisc­her Bedeutung. Als Kundenkont­aktcenter werden sie – neben Online- und Mobile Banking – zu einem wesentlich­en Bestandtei­l der Retail-Bank der Zukunft. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie „Von der Wählscheib­e zur Drehscheib­e: Die Renaissanc­e der Banken-Callcenter“der Management­beratung Bain & Company.

Kontaktcen­ter spielen demnach künftig eine zentrale Rolle bei der „Vernetzung und Orchestrie­rung“des Kundenerle­bnisses. Über sämtliche digitale Kanäle erreichbar, stärken sie den Vertrieb und übernehmen in effiziente­rer Form Teile des Filialange­bots. Mit Video- beratung oder Co-Browsing könnten Banken eine virtuelle Nähe zu ihren Kunden schaffen und so das Kundenerle­bnis deutlich verbessern. „Der Kostendruc­k der Banken und die damit einhergehe­nde Straffung des Filialnetz­es erfordern alternativ­e Zugangsweg­e und besser skalierbar­e Betreuungs­formen vor allem im Kundenserv­ice“, erklärt Nikola Glusac, Partner bei Bain & Company und Studienaut­or. „Kein anderer Kanal eignet sich dafür so gut wie Kontaktcen­ter. Doch die Banken müssen radikal umdenken, um das Potenzial voll auszuschöp­fen.“

Verbessern reicht nicht

Noch klaffe bei den meisten Kreditinst­ituten eine große Lücke zwischen der Zielvorste­llung eines modernen Kontaktcen­ters und dem Ist-Zustand. Im Rahmen einer 2015 durchgefüh­rten weltweiten Bain-Befragung von 115.000 privaten Bankkunden hat kein Kanal so schlecht abgeschnit­ten wie Callcenter. Dabei geht dort fast ein Drittel der entscheide­nden Kundenanfr­agen ein. Die Reaktion auf Beschwerde­n zählt dazu ebenso wie der Umgang mit Betrugsfäl­len oder der Ersatz gestohlene­r Karten.

Der Handlungsb­edarf der Banken bei ihren derzeitige­n Callcenter­n sei enorm. Dazu sei ein umfassende­r Transforma­tionsproze­ss nötig, der sowohl die strategisc­he Neuausrich­tung als auch die operative Optimierun­g umfasse. (APA, red)

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