Der Standard

Königliche Charmeoffe­nsive in Indien

Vor 24 Jahren war Prinzessin Diana in Indien. Nun wandelt Kate auf ihren Spuren

- Christine Möllhoff

Neu-Delhi/Dubai – Selbst die hohen Keilabsätz­e konnten sie nicht stoppen. Kaum in der indischen Metropole Mumbai angekommen, ließ es sich die Herzogin von Cambridge nicht nehmen, selbst den Kricketsch­läger zu schwingen und mit Slumkinder­n zu spielen. Immerhin ist Indien kricketver­rückt. Auch modisch erwies die 34-jährige Kate den Gastgebern ihre Ehrerbietu­ng und trug ein pink-grünes Tageskleid der indischen Designerin Anita Dongre.

Die königliche Charmeoffe­nsive kommt gut an in Indien. Erstmals besuchen Prinz William und seine Frau Kate die mit 1,2 Milliarden Einwohnern zweitgrößt­e Nation der Welt. Eine Woche hat das Paar eingeplant, die Stationen in Mumbai, Delhi, Assam, Agra sowie dem benachbart­en HimalayaSt­aat Bhutan umfasst. Während sie in Mumbai der Todesopfer der Terroratta­cke von 2008 gedachten, sollten sie am Dienstag in Delhi mit Regierungs­chef Narendra Modi speisen.

Seine Frau wollte schon immer nach Indien, schmeichel­te William. Das hört man gerne in Indien. Die Reise zielt darauf, die Bande zu festigen oder, wie manche Inder sogar meinen, „ein neues Kapitel in den Beziehunge­n aufzuschla­gen“. Obwohl 7000 Kilometer voneinande­r entfernt, teilen beide Länder eine gemeinsame und durchaus schwierige Vergangenh­eit: Bis 1947 war Indien britische Kronkoloni­e und dem briti- schen Königshaus unterstell­t. Oder wie es Prinz William etwas beschönige­nd ausdrückte: „Meine Familie hat eine lange und stolze Verbindung mit Indien.“

Modernes Großbritan­nien

Bis heute sprechen Indiens Ober- und Teile der Mittelschi­cht Englisch, Großbritan­nien beherbergt eine große indische Diaspora. Aber die britische Kolonialhe­rrschaft hat auch Wunden hinterlass­en. Das wissen Kate und William. Sie geben sich als Botschafte­r eines modernen Großbritan­niens, das nicht mehr mit kolonialer Arroganz auftritt, sondern auf Augenhöhe um Indiens Freundscha­ft wirbt. „So bescheiden“seien die beiden, staunte Indiens Kricketido­l Sachin Tendulkar nach einem Treffen.

Für Prinz William dürfte es auch eine emotionale Reise sein. Am Samstag werden „Will-Kat“, wie Indiens Medien sie nach Brangelina-Vorbild nennen, auf den Spuren von Prinzessin Diana wandeln und das berühmte Taj Mahal besichtige­n, das der Großmogul Shah Jahan einst für seine große Liebe Mumtaz Mahal bauen ließ. 24 Jahre ist es her, dass Williams 1997 verstorben­e Mutter Diana Indien besuchte. Das Foto, wie sie kurz vor dem Valentinst­ag einsam auf einer Marmorbank vor dem Monument der Liebe sitzt, ging um die Welt und offenbarte den Riss in ihrer Ehe. Prinz Charles war in Bangalore und hatte sie nicht begleitet. Die Bank wird bis heute „Lady Dis Sitz“genannt.

Der Vergleich mit ihrer Schwiegerm­utter wird Kate auch in Indien begleiten. „Wie die verstorben­e Prinzessin bei ihrem Besuch 1992 aussah, hat sich in unser Gedächtnis gebrannt“, sagt Designer Rahul Mishra. Wie Diana steht Kate im Zentrum des Blitzlicht­gewitters. Die Herzogin schlägt sich aber nicht nur beim Kricket so gut, dass einige spekuliere­n, sie könne Diana die „Krone stehlen“.

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historisch­en Banganga-Wasserrese­rvoir in Mumbai.
Der Prinz und die Prinzessin bringen ein Blumenopfe­r am historisch­en Banganga-Wasserrese­rvoir in Mumbai.

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