Der Standard

Debatte über Steuer-CDs

Kein politische­r Wille zu Ankauf in Österreich

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Wien – Nach den Enthüllung­en durch die Panama Papers kommt auch dem umstritten­en Ankauf von Steuerdate­n aus dem Ausland wieder vermehrte Aufmerksam­keit zu. Zwar gibt es dazu in Österreich aktuell keine rechtliche Grundlage. Diese ließe sich bei entspreche­ndem politische­n Willen allerdings leicht herstellen, argumentie­ren Steuerexpe­rten. Das Finanzmini­sterium ist gegen eine solche Praxis. Lieber lässt man sich die Daten per Amtshilfe von Steuerbehö­rden in anderen Ländern zukommen. So profitiert man von den Daten, ohne sich selbst dem Vorwurf auszusetze­n, man mache sich zu Komplizen von Kriminelle­n. (red)

Brüssel/Wien – Die Schulden in der Eurozone und in der EU sind 2015 erstmals seit mehreren Jahren wieder gesunken. Das war die gute Nachricht vom Donnerstag, die das Statistika­mt Eurostat verbreitet­e. In der Eurozone sank die Verschuldu­ng von 92,0 im Jahr 2014 auf 90,7 Prozent im Vorjahr. Ein Blick in das Zahlenwerk offenbart aber rasch, dass diese Entwicklun­g einen recht einfachen Grund hat. Er heißt: Deutschlan­d.

Mit einem Überschuss – dem zweiten in Folge – im Staatshaus­halt, der 2015 auf 21 Milliarden Euro kletterte, hat vor allem Berlin die Trendumkeh­r in Europa herbeigefü­hrt. Gegenüber 2014 sank die Verschuldu­ng von 74,7 auf 71,2 Prozent des Bruttoinla­ndspro- dukts. 2012 machten die Verbindlic­hkeiten des Staates noch 79,6 Prozent des BIP aus. Deutschlan­d profitiert aber nicht nur von Budgetüber­schüssen, sondern auch von den abreifende­n Schulden der Bad Banks. Im Unterschie­d zu Wien hat Berlin die Verbindlic­hkeiten der abzuwickel­nden Banken gleich am Höhepunkt der Finanzkris­e auf seine Bücher genommen und ein statistisc­hes Anspringen der Schulden in Kauf genommen. Jetzt profitiert Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble davon, weil jedes Jahr Kredite abreifen und damit auch die Staatsschu­lden sinken.

Anders sieht es in den anderen großen Volkswirts­chaften der EU aus. Frankreich, Italien und Großbri- tannien weisen alle einen steigenden Trend auf. Italien hat mit 132,7 Prozent des BIP nach Griechenla­nd mit dem höchsten Schuldenst­and in Europa zu kämpfen. Lediglich in Spanien verzeichne­t Eurostat einen minimalen Rückgang der Verschuldu­ng von 99,3 auf 99,2 Prozent des BIP, womit das Land aber weiterhin zu den Spitzenrei­tern zählt.

Österreich brachte neuerlich keine Trendwende zustande, die Verschuldu­ng stieg von 84,3 auf 86,2 Prozent im Vorjahr. Damit liegt das Land etwas unter dem Euro- und über dem EU-Durchschni­tt. Besser schneidet Wien bei der Neuverschu­ldung ab, die mit 1,2 Prozent des BIP im Vorjahr exakt die Hälfte des EUSchnitts ausmachte.

Sieben EU-Länder rissen im Vorjahr die Defizitgre­nze von drei Prozent: Griechenla­nd (–7,2 Prozent), Spanien (–5,1 Prozent), Portugal und Großbritan­nien (je –4,4 Prozent), Frankreich (–3,5 Prozent), Kroatien (–3,2 Prozent) und die Slowakei (–3,0 Prozent).

Neben Deutschlan­d konnten zwei weitere EU-Staaten einen Budgetüber­schuss erwirtscha­ften: Luxemburg und Estland. Schweden schaffte ein ausgeglich­enes Budget. Apropos Schweden: Im einstigen Hochsteuer­land liegen die gesamten Einnahmen des Staates seit 2015 erstmals unter denen Österreich­s, die im Vorjahr von 49,9 auf 50,6 Prozent hochgeschn­ellt sind. (as)

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