VW zahlt Entschädigung
Abgasskandal: Einigung mit US-Behörden
San Francisco / Wolfsburg – Sieben Monate nach Auffliegen des VW-Dieselskandals hat sich der deutsche Autobauer am Donnerstag mit den US-Behörden auf einen konkreten Plan geeinigt, wie mit jenen rund 580.000 Fahrzeugen verfahren werden soll, die mit einer beanstandeten Software unterwegs sind. Ohne den Deal hätte ein US-Bundesgericht anordnen können, die betroffenen Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. Zudem wäre noch im Sommer ein Prozess eröffnet worden. Der Kompromiss sieht laut Richter Charles Breyer „substanzielle Entschädigungen“für die Autobesitzer und die Einrichtung eines Umweltfonds vor. (red)
San Francisco / Wolfsburg – Die VW-Anleger lecken Blut. Am Mittwoch legten die Aktien des vom Abgasskandal gebeutelten deutschen Autobauers bereits um sechs Prozent zu. Auch am Donnerstag gab es wieder ein deutliches Kursplus. Für die deutsche Finanzaufsicht BaFin Grund genug, eine Routineprüfung einzuleiten. Sie will kontrollieren, ob der VW-Konzern nicht börsenrelevante Informationen hätte veröffentlichen müssen und ob es zu unerlaubtem Insiderhandel gekommen ist.
Bereits am Mittwoch hatten nämlich Gerüchte die Runde gemacht, dass VW ein Rahmenabkommen für eine Einigung mit den US-Umweltbehörden getroffen habe. Am Donnerstagnachmittag kam dann die Bestätigung. Der Deal basiert auf mehreren Eckpunkten: Ein Teil der insgesamt 580.000 betroffenen manipulierten Dieselfahrzeuge mit 2,0-LiterMotoren soll zurückgekauft werden. Weiters soll es Reparaturangebote geben und ein milliarden- schwerer Entschädigungsfonds eingerichtet werden.
Konkret wird laut der Zeitung Die Welt jeder US-Halter eines VW-Modells, das mit einer beanstandeten Software ausgestattet ist, 5000 Dollar Entschädigung bekommen. Die Rückstellungen zur Bewältigung des Abgasskan- dals werden somit deutlich höher ausfallen müssen als die bisher eingeplanten 6,7 Milliarden Euro. VW-Insider gehen nun von zehn bis 20 Milliarden Euro aus.
Hintergrund für die hektischen Streitschlichtungsbemühungen war eine vom US-Richter Charles Breyer gesetzte Deadline. Ohne die Einigung zwischen VW und den Behörden bis Donnerstag hätte das Gericht anordnen können, die betroffenen Autos aus dem Verkehr zu ziehen.
Doch mit einer Einigung in den USA ist die Affäre für den deutschen Autokonzern noch lange nicht ausgestanden. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind weitere Untersuchungen in der Angelegenheit im Laufen. Verbraucherschützer fordern die Gleichbehandlung von Kunden in den USA und Deutschland. Auch im VWStammland dürften Käufer von Fahrzeugen mit manipulierten Dieselmotoren nicht auf Schäden sitzenbleiben.
Es wird erwartet, dass der Aufsichtsrat heute, Freitag, zusammenkommen wird. Auf der Tagesordnung dürften auch erste Ergebnisse interner Untersuchungen stehen, die von der US-Anwaltskanzlei Jones Day durchgeführt werden. Sie könnten Antworten darauf geben, wer den Einsatz der Schummelsoftware in den VWDieselmotoren autorisiert hat.
Razzia bei Mitsubishi
Noch ganz an Anfang steht der Abgasskandal bei Mitsubishi, der am Mittwoch publik wurde. Am Donnerstag führte die japanische Justiz eine Razzia im Forschungszentrum des Autobauers durch. Sie wird laut einer Konzernsprecherin auch am Freitag fortgesetzt. Mitsubishi hatte eingeräumt, ähnlich wie VW bei Tests zum Treibstoffverbrauch getrickst zu haben. Betroffen sind 625.000 Kleinwagen für den japanischen Markt.
Bei den Aktionären hat das Schuldeingeständnis Panik ausgelöst. Innerhalb von zwei Tagen ist der Wert des Konzerns um ein Drittel (umgerechnet 2,2 Milliarden Euro) gesunken. (Reuters, red)