Der Außenseiter als It-Kandidat
Der Wiener Promi-Unternehmer hat vor allem eine Agenda: sich selbst
Die sogenannten It-Girls sind ein interessantes Phänomen. Es sind Frauen wie Paris Hilton, die dafür berühmt sind, dass sich ständig Kameras auf sie richten, weil sie berühmt sind, da sich ständig Kameras auf sie richten – und so weiter. Richard Lugner ist sozusagen der It-Kandidat der Hofburg-Wahl. Niemand weiß genau, wofür er steht, aber das ist nicht so wichtig, da das politische Agendasetting ohnehin nie im Vordergrund stand.
Beobachter seiner Kampagne konnten den Eindruck gewinnen, die Mission des Baumeisters bestehe hauptsächlich darin, sich selbst und sein Unternehmen in der Periode zwischen Opernball und Opernball medial ein bisschen zu pushen.
Das Insert „Lugner for President“auf manchen seiner Wahleinschaltungen ist in strenger Lugner-City-Grafik gehalten, auf den Wahlplakaten ist als Kontakt- adresse die Website seines Unternehmens angegeben: der Wähler als Kunde und vice versa.
Auch in seinen Interviews verfolgt er keine gerade politische Linie, sondern übt sich im radikalen Zickzackkurs. Laufend widerspricht er sich selbst: Einmal distanziert er sich von der FPÖ, dann stellte er sie als einzig regierungsfähige Partei dar. Erst gefällt er sich in der Rolle des Jux-Kandidaten, dann empört er sich darüber, nicht ernstgenommen zu werden.
In dieser Widersprüchlichkeit versprüht Lugner den Charme des nie um einen Schmäh verlegenen Wiener Opportunisten. Einmal zeigt er sich als Gegner von AsylObergrenzen und Schengenkontrollen, dann wünscht er sich Panzer und Kanonen für die Abwehr von Flüchtlingen an Österreichs Staatsgrenze – je nachdem, wer ihn gerade fragt und wann.
Opfer-Befreier
Damit scheint er vor allem bei jüngeren Wählern zu punkten. Nicht zuletzt auf sie ist die Strategie gemünzt, die Österreicher als Opfer einer rot-schwarzen „Diktatur“darzustellen, aus deren Fängen er sie befreie. In diese Marketingstrategie fügte sich die Tatsache, dass der öffentlich-rechtliche ORF Lugner nicht an allen Kandidatendiskussionen teilnehmen ließ, allzu gut ein.
Wie viele Stimmen er auch immer gewinnen wird: Schaden wird er damit vor allem FPÖ-Kandidat Norbert Hofer.