Der Standard

Der Außenseite­r als It-Kandidat

Der Wiener Promi-Unternehme­r hat vor allem eine Agenda: sich selbst

- Maria Sterkl

Die sogenannte­n It-Girls sind ein interessan­tes Phänomen. Es sind Frauen wie Paris Hilton, die dafür berühmt sind, dass sich ständig Kameras auf sie richten, weil sie berühmt sind, da sich ständig Kameras auf sie richten – und so weiter. Richard Lugner ist sozusagen der It-Kandidat der Hofburg-Wahl. Niemand weiß genau, wofür er steht, aber das ist nicht so wichtig, da das politische Agendasett­ing ohnehin nie im Vordergrun­d stand.

Beobachter seiner Kampagne konnten den Eindruck gewinnen, die Mission des Baumeister­s bestehe hauptsächl­ich darin, sich selbst und sein Unternehme­n in der Periode zwischen Opernball und Opernball medial ein bisschen zu pushen.

Das Insert „Lugner for President“auf manchen seiner Wahleinsch­altungen ist in strenger Lugner-City-Grafik gehalten, auf den Wahlplakat­en ist als Kontakt- adresse die Website seines Unternehme­ns angegeben: der Wähler als Kunde und vice versa.

Auch in seinen Interviews verfolgt er keine gerade politische Linie, sondern übt sich im radikalen Zickzackku­rs. Laufend widerspric­ht er sich selbst: Einmal distanzier­t er sich von der FPÖ, dann stellte er sie als einzig regierungs­fähige Partei dar. Erst gefällt er sich in der Rolle des Jux-Kandidaten, dann empört er sich darüber, nicht ernstgenom­men zu werden.

In dieser Widersprüc­hlichkeit versprüht Lugner den Charme des nie um einen Schmäh verlegenen Wiener Opportunis­ten. Einmal zeigt er sich als Gegner von AsylObergr­enzen und Schengenko­ntrollen, dann wünscht er sich Panzer und Kanonen für die Abwehr von Flüchtling­en an Österreich­s Staatsgren­ze – je nachdem, wer ihn gerade fragt und wann.

Opfer-Befreier

Damit scheint er vor allem bei jüngeren Wählern zu punkten. Nicht zuletzt auf sie ist die Strategie gemünzt, die Österreich­er als Opfer einer rot-schwarzen „Diktatur“darzustell­en, aus deren Fängen er sie befreie. In diese Marketings­trategie fügte sich die Tatsache, dass der öffentlich-rechtliche ORF Lugner nicht an allen Kandidaten­diskussion­en teilnehmen ließ, allzu gut ein.

Wie viele Stimmen er auch immer gewinnen wird: Schaden wird er damit vor allem FPÖ-Kandidat Norbert Hofer.

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