Der Standard

Die große Not am Chefsessel in Rot

SPÖ Oberösterr­eich sucht verzweifel­t einen Parteichef – und setzt auf Alois Stöger

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Für Johann Kalliauer wird die Zeit knapp. Im Jänner hat Oberösterr­eichs InterimsSP­Ö-Parteichef noch hoffnungsf­roh angekündig­t, mit Sommerbegi­nn seinen Nachfolger präsentier­en zu können. Doch je länger und wärmer die Tage werden, umso klarer wird: Der Job als Chef einer roten Landesgrup­pe, die bei der Landtagswa­hl im September 2015 mit mageren 18,4 Prozent das schlechtes­te Ergebnis überhaupt eingefahre­n hat und sich mit Platz drei hinter der FPÖ in die politische Bedeutungs­losigkeit verabschie­det hat, ist aktuell so begehrt wie ein Schafwollp­ulli im August.

In der Parteizent­rale im Linzer Korefhaus steigt angesichts der schwierige­n Chefsuche die Nervosität. Vor allem auch weil Ex-Parteiobma­nn und Noch-Sozialland­esrat Reinhold Entholzer – er hatte nach internen Querelen seine Funktion unmittelba­r vor dem Parteitag am 16. Jänner 2016 hingeworfe­n – längst der Politik in Richtung ÖBB den Rücken kehren möchte. Und entspreche­nd Druck in Richtung Parteileit­ung macht.

Nur ein Job

Kalliauer arbeitet sich indes tapfer durch die Liste seiner Wunschkand­idaten. Und kassiert mit unangenehm­er Regelmäßig­keit Absagen: Der Steyrer Nationalra­tsabgeordn­ete Markus Vogl, Angestellt­enbetriebs­rat bei den Steyrer MAN-Werken, hat dankend abgelehnt, ebenso der Linzer Finanzstad­trat, Christian Forsterlei­tner. Letzteren will aber vor allem der Linzer Bürgermeis­ter Klaus Luger nicht in Richtung Landeseben­e ziehen lassen.

Oberösterr­eichs AMSChefin Birgit Gerstorfer soll zumindest ihr Interesse an dem Landesrats­sessel angekündig­t haben. Landespart­eichefin will Gerstorfer aber nicht werden. Offiziell versucht die AMS-Chefin den roten Ball flachzu- halten. Es habe noch keine offizielle Anfrage vonseiten der SPÖ gegeben. „Johann Kalliauer hat noch nicht mit mir geredet. Aber natürlich gibt es einen Kontakt zur SPÖ, wenn die Sache so am Kochen ist. Ich werde aber erst ernsthaft darüber nachdenken, wenn ich offiziell gefragt werde“, betont Gerstorfer im Standard- Gespräch. Wobei eines klar ist: Die Genossen in Oberösterr­eich wollen keine Trennung der Ämter. Wer Parteichef ist, ist auch Landesrat.

Rote Heimatlieb­e

Doch wie aus Parteikrei­sen zu hören ist, feilt Kalliauer ohnehin an einer ganz anderen Lösung. Dem Vernehmen nach soll es intensive Gespräche mit Sozialmini­ster Alois Stöger, rote „Allzweckwa­ffe“auf Bundeseben­e und Vizepartei­chef in Oberösterr­eich, geben. Stöger soll in Hinblick auf die Nationalra­tswahl 2018 und den möglichen Verlust der Ministerwü­rden sein Interesse am Chefsessel in Oberösterr­eich bekundet haben. Demnach soll Kalliauer zumindest bis Mitte 2017 in die Verlängeru­ng gehen – und Stöger dann in die Heimat wechseln. Offen bleibt da nur die Frage, wer Interims-Sozialland­esrat wird.

Stöger selbst weicht der Frage nach einer möglichen Rückkehr nach Oberösterr­eich gerne aus: „Nachdem ich als Minister in Wien für ganz Österreich zuständig bin, bin ich es auch für meine Heimat Oberösterr­eich.“

Ob der Parteivors­itz dennoch eine Option wäre? Stöger: „Stellvertr­eter bin ich in Oberösterr­eich. Mehr ist als Sozialmini­ster zeitlich einfach nicht drin.“Und ohne Ministerjo­b? Stöger: „Ich will Mitglied der Bundesregi­erung bleiben. Und wenn man diesen Job gut macht, dann macht man ihn vom ersten bis zum letzten Tag. Und schielt nicht mit einem Auge auf eine andere Funktion.“(mro)

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Foto: APA Die Übergangsl­ösung: AKChef Johann Kalliauer.
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Foto: APA Der Wunschkand­idat: Sozialmini­ster Alois Stöger.

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