Der Standard

Uneins bei Aufnahme von Syrern

EU streitet weiter über Verteilung von Flüchtling­en

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Luxemburg – Die EU streitet weiter über die konkrete Verteilung von syrischen Flüchtling­en aus der Türkei: Ein Vorschlag zur Festlegung von festen Quoten für die kommenden vier Monate stieß am Donnerstag beim Treffen der EUInnenmin­ister in Luxemburg auf Vorbehalte bei mehrere Mitgliedst­aaten. Entgegen früheren Angaben aus EU-Kreisen erwarteten Teilnehmer keinen offizielle­n Beschluss mehr in der Frage.

Der im März zwischen der EU und Ankara ausgehande­lte Flüchtling­spakt sieht vor, dass die Türkei alle seit 20. März auf irreguläre­m Weg auf die griechisch­en Inseln gelangten Migranten zurücknimm­t. Im Gegenzug nimmt die EU für jeden abgeschobe­nen Syrer einen anderen syrischen Flüchtling aus der Türkei auf.

Bisher 113 Syrer eingereist

Die Umsetzung verläuft bisher schleppend, weil nicht genug EUMitglied­sländer Flüchtling­e aufnehmen wollen. Laut EU-Kommission wurden bisher 325 Flüchtling­e in die Türkei zurückgebr­acht, aber nur 113 Syrer konnten legal in die EU einreisen. Aufgenomme­n wurden sie von Großbritan­nien, den Niederland­en, Deutschlan­d und Finnland.

„Wir brauchen genügend Zusagen für das Umsiedlung­sversprech­en“, sagte der niederländ­ische Migrations­minister Klaas Dijkhoff, dessen Land derzeit die EURatspräs­identschaf­t innehat. Nötig sei „ein beständige­s System“, um die Zusagen zu erfüllen. Am Donnerstag werde es aber „keine Tabelle mit großen Zahlen“geben. „Das ist ein andauernde­r Prozess.“Luxemburgs Migrations­minister Jean Asselborn sagte seinerseit­s, das Verteilung­sthema werde „nicht zur Sprache“kommen.

Deutschlan­d bekräftigt­e in Luxemburg, als eines von wenigen Ländern hundert Flüchtling­e pro Monat aufnehmen zu wollen – „bis zu einem Deckel von 1600“insgesamt. Österreich­s neuer Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) nahm an dem Treffen wegen seiner zeitgleich stattfinde­nden Angelobung in Wien nicht teil und wurde auf Botschafte­rebene vertreten.

Mehrere Mitgliedst­aaten stellten sich auf den Standpunkt, dass der Beschluss über die Verteilung bereits vorliege. Denn Grundlage für die Aufnahme aus der Türkei ist ein Beschluss vom Juli 2015. Über diesen könnten insgesamt noch 18.000 Menschen durch die EU aufgenomme­n werden. 505 davon würden dementspre­chend auf Österreich entfallen.

Der mögliche Plan sieht vor, dass ein Viertel dieser Zahl – also rund 4500 Menschen – in den kommenden vier Monaten aus der Türkei aufgenomme­n wird. Ein solcher Beschluss könne „Planungssi­cherheit“schaffen und der Türkei zeigen, dass die EU es ernst mit ihren Zusagen meint, sagte ein Diplomat am Donnerstag in Luxemburg. (APA)

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