Der Standard

Maßarbeit auf Bestellung

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Der materielle Verlust, sagt B., sei es nicht. Schließlic­h habe der Versicheru­ngsmensch nur gesagt, B. möge die Rechnung schicken. Für ihn war die Sache erledigt, bevor der Telefonhör­er aufgelegt war: Routine. Auch für die Polizei: Dass ausschließ­lich dieses Abteil aufgebroch­en und nur B.s Rennrad entwendet worden war, sei „längst gängige Praxis“: Ski, Werkzeug? Uninteress­ant.

B. ist nicht naiv: Eben weil Räder gern gestohlen werden, stand das Cannondale Six 106 ja hier. Hinter drei versperrte­n Türen. Und genau das irritiert B.: Jemand, der hinter drei Schlösser will, weiß warum. Also: was es dort gibt. Doch B. wohnt erst ein paar Wochen hier. Neubau. Erstbezug. Sehr gute Stadtrandl­age: ein schniekes Mehrpartei­enhaus. Um zu wissen, dass dieses Rad an diesem Tag in diesem Kellerabte­il stehen würde, genügt es nicht, „zufällig“vorbeizuko­mmen: Dafür muss man spähen und planen.

In B.s Welt sind Fahrraddie­be Gelegenhei­tstäter: Sie klauen, was leicht entwendbar ist – und sich rasch zu Geld machen lässt. Platt-pauschal: Junkies mit Bolzenschn­eider.

Als B. das den Polizisten sagte, sahen sie ihn mitleidig an: Ja eh, sagten sie, das gäbe es. Auch. Noch. Aber die Realität sähe anders aus. Sei Maßarbeit auf Bestellung. Und habe mit Zufall und Junkies nichts zu tun: Mit Glück finde B. sein Rad im Web wieder. Wahrschein­lich sei es aber schon jenseits der Grenze. Dorthin verschwänd­e, was gut, teuer und gefragt ist: „Nehmen Sie teure Räder mit in die Wohnung. Die Gefahr, hinter dieser Tür jemanden anzutreffe­n, ist Profis zu hoch.“(rott)

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