Der Standard

Nicht mehr als ein Verspreche­n

Die Aufstockun­g der Entwicklun­gshilfe macht zunächst nur frühere Kürzungen wett

- András Szigetvari

Die österreich­ische Regierung hat endlich gute Nachrichte­n zu verkünden, und schon kommen die Nörgler und machen alles madig. Dieser Eindruck konnte bei Beobachter­n aufkommen, wenn man sich die aktuellen Entwicklun­gen in der österreich­ischen Entwicklun­gszusammen­arbeit (EZA) ansieht.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, wird das Außenminis­terium unter Sebastian Kurz seine Ausgaben im Kampf gegen die globale Armut erhöhen. Die Geldmittel für die bilaterale EZA sollen bis zum Jahr 2021 auf 154 Millionen verdoppelt werden. Doch heimische NGOs angefangen von der Caritas bis hin zu Jugend Eine Welt reagierten vorsichtig. Der Tenor: Es müsse um mehr gehen als um eine „kosmetisch­e Aufhübschu­ng“, also um mehr als eine PR-Aktion für die ÖVP-Nachwuchsh­offnung Kurz.

Agieren die NGOs da zu feindselig gegenüber der Politik und überkritis­ch? Nein, ihre Skepsis ist verständli­ch. Die österreich­ische Regierung hat in den vergangene­n Jahren ihre eigenen Verspreche­n, was die Aufstockun­g und Ausgestalt­ung der EZA betrifft, systematis­ch gebrochen. Geschadet hat sie damit nicht nur Entwicklun­gsländern, sondern auch den heimischen Steuerzahl­ern. Denn gemessen an der Höhe der heimischen Hilfsleist­ungen ist der dafür eingesetzt­e Verwaltung­sapparat viel zu groß.

Gut zeigen lässt sich das am Beispiel der Austrian Developmen­t Agency (ADA). Diese GmbH ist 2004 von der damaligen Außenminis­terin Benita Ferrero-Waldner gegründet worden, um alle bilaterale­n Hilfsproje­kte Österreich­s in Partnerlän­dern von Bhutan bis Burkina Faso durchzufüh­ren. Die Schaffung einer GmbH werde die politische Unabhängig­keit bei der Vergabe von Aufträgen an Firmen und NGOs stärken, wurde damals versproche­n. Dass die ADA zusätzlich zu bestehende­n Abteilunge­n im Außenminis­terium tätig werden sollte, wurde damit gerechtfer­tigt, dass ja bald schon mehr Geld in die EZA fließen sollte.

Beides erwies sich als falsch. Die ADA gilt als VP-Bastion, geleitet wird sie aktuell von einem Ex-Mitarbeite­r im Kabinett des früheren Außenminis­ters Michael Spindelegg­er. Schwerer wiegt, dass die ADA-Budgets stetig gekürzt wurden, von 100 Millionen im Jahr 2008 auf zuletzt 77 Millionen.

Mit der angekündig­ten Budgetaufs­tockung, die in jährlichen Schritten erfolgen soll, werden also zunächst nur die Einsparung­en der vergangene­n Jahre wettgemach­t. Bei aller angebracht­en Kritik besteht aber trotzdem Hoffnung, dass die österreich­ische Regierung eine echte Trendwende einleiten will. Schließlic­h geht die zehnjährig­e Austrocknu­ng der EZA nicht auf das persönlich­e Konto des aktuellen Außenminis­ters. Und ja, selbst wenn PR natürlich mit im Spiel ist: Wenn ein Minister das Richtige tut und dafür sorgt, dass Österreich­s Beiträge für die Armutsbekä­mpfung steigen, spricht nichts dagegen, ihm auch politisch Anerkennun­g zu zollen.

Allerdings lehrt die Vergangenh­eit: Die Öffentlich­keit wird genau hinsehen müssen, wohin die Gelder fließen. Die ADA soll in Zukunft verstärkt Projekte in Ländern finanziere­n, die bereit sind, ihre nach Österreich geflüchtet­en Bürger zurückzune­hmen. Richtig gemacht, wenn also in Strukturen vor Ort und in Weiterbild­ung für Heimkehrer investiert wird, können solche Programme Sinn ergeben. Werden nur Schecks nach Kabul oder Bagdad geschickt, wäre das hingegen eine klare Alibi-Aktion.

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