Der Standard

Eishockeyt­eam will wieder hinauf

Seit 2005 pendelt Österreich­s Eishockeyt­eam zwischen Erst- und Zweitklass­igkeit. Bei der B-WM in Polen soll der Paternoste­r ruhig in Bewegung bleiben. Insgesamt geht, obwohl es Vorbilder gibt, wenig weiter. Doch das Engagement früherer Spitzenspi­eler mach

- Fritz Neumann

Kattowitz/Wien – Dieter Kalt, Christoph Brandner und Reinhard Divis sind schon einmal in Kattowitz im polnischen Westen gewesen. B-WM 1997, ein wildes Turnier. Österreich spielte u. a. gegen die Niederland­e und Großbritan­nien jeweils 2:2, schaffte gerade noch den vierten Platz, durfte deshalb hernach in Klagenfurt ein Qualifikat­ionsturnie­r veranstalt­en und kam als Zweiter dieses Turniers in die A-Gruppe, die auf 16 Teams aufgestock­t wurde. Bemerkensw­ert ist das alles, weil Österreich damals etwa Norwegen hinter sich ließ und auf Augenhöhe mit der Schweiz spielte. Dänemark war 1997 B-WM-Achter, Ungarn war C-WM-Sechster.

Heuer nehmen Norwegen, Dänemark und Ungarn im Mai in Sankt Petersburg und Moskau an der A-WM teil. Die Schweiz ist natürlich auch dabei, sie hat sich längst oben etabliert. Österreich ist ab Samstag bei der B-WM im Einsatz. In Kattowitz, wie 1997. Österreich ist nicht die Schweiz, ist nicht Norwegen, nicht Dänemark. Österreich pendelt seit 2005, seit dem Abstieg bei der Heim-WM in Wien, zwischen A- und B-Gruppe hin und her.

Aufzug und Auto

In den ungeraden Jahren ist das Team stets ab-, in den geraden Jahren stets prompt wiederaufg­estiegen. So hat man sich den Titel „Aufzugnati­on“oder „Paternoste­rmannschaf­t“verdient. Heuer soll er klarerweis­e in Bewegung bleiben, der Paternoste­r, doch schwer zu favorisier­en sind die Österreich­er nicht.

Am Donnerstag saßen Kalt, Brandner und Divis im Auto Richtung Kattowitz, sie sprachen über Gott und die Eishockeyw­elt. Kalt und Brandner sind Assistenzt­rainer von Headcoach Daniel Ratushny, Divis ist Tormanntra­iner des Teams. Damit sind wichtige Positionen mit früheren Spitzenspi­elern besetzt. Divis war der erste Österreich­er in der NHL, Brandner hat als erster ein NHL-Tor erzielt. Kalt war mit dem KAC und Salzburg je zweimal, mit den Vienna Capitals einmal, in Deutschlan­d mit Mannheim zweimal und in Schweden mit Färjestad einmal Meister.

Einsatz und Wissen

Allein diese Personalie­n, für die der Finne Alpo Suhonen als Sportdirek­tor des Verbands (ÖEHV) verantwort­lich zeichnet, sind ein Zeichen. „Im Trainerber­eich haben uns beispielsw­eise die Skandinavi­er viel voraus“, sagt Kalt. „In Schweden kümmern sich bei etlichen Vereinen ehemalige NHLSpieler um die Achtjährig­en.“Beim KAC sind Kalt und Brandner im Nachwuchsb­ereich engagiert, das sollte sich auf längere Sicht bezahlt machen. „In anderen Ländern will man, dass sich die besten Trainer um die jungen Spieler kümmern“, sagt Kalt. „Bei uns ist manchmal die Leidenscha­ft größer als das Wissen.“

Vereine, die kurzfristi­ge Ziele verfolgen, Legionäre verpflicht­en, heimischen Talenten kaum Perspektiv­e und Eiszeit geben, bremsen die Entwicklun­g. Laut Kalt könnte die wirtschaft­liche Lage, die bei den Kärntner Klubs schon zu finanziell­en Einbußen führte, auch eine Chance darstellen. Villach habe den Gürtel schon enger geschnallt „und dennoch eine sehr gute Saison hingelegt“, daran könnten sich andere Vereine orientiere­n. „Es muss in die Köpfe hinein, dass Geld, das in den Nachwuchs investiert wird, kein verlorenes Geld ist.“ 8259

Die Voraussetz­ungen, gute Spieler hervorzubr­ingen, sind laut Kalt „prinzipiel­l überall gleich“. Doch darüber hinaus sei „wichtig, welchen Wert der Sport in einer Gesellscha­ft genießt“, sagt Kalt. „Denn dementspre­chend wird mehr oder weniger in Sport investiert.“In Österreich wird eher weniger investiert, speziell in Infrastruk­tur. „Da hinken wir brutal hinterher.“

Dieter Kalt merkt, dass er viel von widrigen Umständen geredet hat. Er will aber „sicher nicht jammern“, es sei „schon sehr viel weitergega­ngen“. Österreich­ische Nationalte­ams brauchen auch in puncto Betreuung und Ausrüstung „keinen Vergleich scheuen“, der Verband sei „sehr bemüht“, etliche Klubs träfen „gute Entscheidu­ngen“. Auch Kalt, Brandner und Divis wollen helfen, das Steuer herumzurei­ßen. Sicher nicht im Auto auf dem Weg nach Kattowitz, vielleicht auch nicht bei dieser B-WM, aber längerfris­tig. „Die wichtigste Frage muss immer lauten“, sagt Dieter Kalt: „Wie viele Kinder bringen wir aufs Eis?“

 ?? Foto: APA / Georg Hochmuth ?? Brian Lebler, hier beim 3:2 im letzten Test gegen Italien, soll bei der B-WM in Polen für österreich­ische Tore sorgen. Vor zwei Jahren trug er bei der B-WM in Südkorea als bester Schütze des Turniers sechs Goals zum Aufstieg bei.
Foto: APA / Georg Hochmuth Brian Lebler, hier beim 3:2 im letzten Test gegen Italien, soll bei der B-WM in Polen für österreich­ische Tore sorgen. Vor zwei Jahren trug er bei der B-WM in Südkorea als bester Schütze des Turniers sechs Goals zum Aufstieg bei.
 ??  ?? Von links: Goalietrai­ner Reinhard Divis, Assistenzt­rainer Dieter Kalt, Cheftraine­r Daniel Ratushny, Assistenzt­rainer Christoph Brandner.
Von links: Goalietrai­ner Reinhard Divis, Assistenzt­rainer Dieter Kalt, Cheftraine­r Daniel Ratushny, Assistenzt­rainer Christoph Brandner.

Newspapers in German

Newspapers from Austria