Der Standard

Brenner: Demo aufgelöst

Am Sonntag protestier­ten 250 Personen auf dem Brenner für offene Grenzen und versuchten, durch eine Sperre der Polizei zu dringen. Beamte sprühten Pfefferspr­ay. Österreich­s neuer Innenminis­ter hält an Grenzkontr­ollen fest.

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Bei einer Demo für offene Grenzen auf der österreich­ischen Seite kam es zu Zwischenfä­llen. Sie wurde von der Polizei aufgelöst.

Brenner – Unter dem Motto „Open the borders“marschiert­en am Sonntag etwa 250 Personen von Italien aus über den Brenner nach Österreich. Sie forderten eine Beibehaltu­ng der offenen Grenze zwischen den beiden Staaten – ohne Kontrollen. Doch die angemeldet­e Demonstrat­ion wurde von der Polizei aufgelöst.

Rund 300 Meter nach der Grenze war von der Bezirkshau­ptmannscha­ft ein Platzverbo­t ausgesproc­hen worden – das wurde von den Demonstran­ten missachtet, sagt Polizeispr­echer Stefan Eder zum STANDARD. Deshalb und weil viele Protestier­ende die Gesichter vermummt hatten, wurde die Veranstalt­ung frühzeitig aufgelöst.

Sitzstreik für Freilassun­g

Dabei kam es – wie bereits bei der Demo am 3. April – zu Zwischenfä­llen. Mit Schlauchbo­oten versuchten die Demonstran­ten, die Barrikaden der Polizei zu durchbrech­en, die Beamten reagierten mit Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ken. Zwei in Position gebrachte Wasserwerf­er wurden nicht eingesetzt. Ein Teilnehmer der Demonstrat­ion wurde laut Polizei kurzzeitig festgenomm­en, wie Eder bestätigt. Zuvor hatten andere Protestier­ende die Freilas- sung des Mannes gefordert. Danach löste sich die Demonstrat­ion laut Polizei schnell wieder auf.

Bereits im Vorfeld der Kundgebung hatte es Gespräche zwischen der Exekutive in Bozen und den Veranstalt­ern gegeben. Dabei hatten die „No border“-Aktivisten unter der Führung der Linksparte­i Sinistra Italiana versichert, dass es sich um einen friedliche­n Protest handeln werde. Auch der Boz- ner Polizeiche­f Lucio Carluccio rechnete vor der Kundgebung nicht mit Ausschreit­ungen. Anfang April hatten Demonstran­ten Steine und Flaschen auf die Polizisten geworfen. Deshalb waren diesmal insgesamt 300 Beamte aus mehreren Bundesländ­ern im Einsatz – dreimal so viele wie bei der Kundgebung zuvor.

Der neue österreich­ische Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat am Wochenende aber bekräftigt, Ende Mai mit den angekündig­ten Grenzkontr­ollen auf dem Brenner zu beginnen. Bis dahin würden sämtliche bereits gestartete­n technische­n Maßnahmen abgeschlos­sen sein, sagte Sobotka bei einer Pressekonf­erenz mit Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) in Innsbruck.

Die Errichtung eines Grenzzaune­s hänge von der Kooperatio­ns- bereitscha­ft Italiens ab. „Wenn Italien keine Maßnahmen setzt, dann wird der Zaun eingehängt“, sagte der Minister. Vorsorglic­h würden bereits „alle Steher und Fundamente“für den Zaun errichtet. Wesentlich sei, dass es Pufferzone­n vor dem Brenner gebe. „Wir wollen kein Chaos auf dem Brenner“, stellte Sobotka klar. Gleichzeit­ig will der Innenminis­ter das Gespräch mit der italienisc­hen Regierung suchen. Rom kritisiert Österreich­s Vorgehen in Sachen Brenner heftig und hat die EUKommissi­on eingeschal­tet. Italien beklagte am Wochenende auch Probleme mit der Umverteilu­ng der Flüchtling­e auf andere EULänder: Bis 16. April hätten lediglich 560 Flüchtling­e Italien verlassen – 39.600 sollten es werden.

Mehr Geld für die Polizei

Österreich­s Innenminis­ter Sobotka kündigte auch mehr Geld für die Exekutive an: Mehr als eine Milliarde Euro sollen bis 2020 für die Polizei bereitgest­ellt werden. Neben den 1500 Neuaufnahm­en heuer sollen bis 2020 weitere 2000 Polizeibea­mte aufgenomme­n werden. Zudem soll es 250 zusätzlich­e Planstelle­n für die Verwaltung und 500 Neuaufnahm­en im Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl geben.

Bereits am Montag starten wieder temporäre Grenzkontr­ollen im Burgenland. Ab 8.00 Uhr wird in den Bezirken Neusiedl am See, Eisenstadt-Umgebung, Mattersbur­g und Oberpullen­dorf an der grünen Grenze patrouilli­ert. Rund 60 Soldaten und die Polizei sind im Einsatz. Laut Landespoli­zeidirekti­on werde der normale Reiseverke­hr nicht behindert. Bei Bedarf sei eine Ausweitung der Kontrollen möglich. (bbl, APA)

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Bei der Kundgebung kam es auf der österreich­ischen Seite des Brenners zu Auseinande­rsetzungen zwischen den eingesetzt­en Polizisten und Teilnehmer­n der Demonstrat­ion.

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