Blauer Siegeszug durch die Steiermark
Norbert Hofer siegt in allen Bezirken und fast allen Gemeinden der Steiermark haushoch. Nur in der Landeshauptstadt Graz ist Alexander Van der Bellen Erster. Landes-SPÖ-Chef Michael Schickhofer fordert „grundlegenden Neustart“seiner Bundespartei.
In der ehemals roten Obersteiermark konnte die FPÖ auch am Sonntag ihre Erfolge ausbauen – etwa in einst traditionell roten Arbeiterstädten wie Bruck an der Mur: Mit 40 Prozent räumte FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hier ab. Im gesamten Bezirk Bruck-Mürzzuschlag kam Hofer auf mehr als 41 Prozent. Insgesamt erlangte er in der Steiermark mehr als 40 Prozent.
Doch die größten Erfolge konnte Hofer im Süden des Landes erzielen: In Gemeinden an der slowenischen Grenze, wie Eibiswald oder Oberhaag, gaben mehr als 50 Prozent dem blauen Kandidaten ihre Stimme. In Leutschach an der Weinstraße 47, in Ehrenhausen 49 Prozent. Auch in Straß-Spielfeld votierten mehr als 48 Prozent für Hofer. „Hier hat sicher das Asylthema die größte Rolle gespielt“, sagt die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle im Gespräch mit dem Standard. Doch der blaue Siegeszug habe sich „ja schon bei der Landtagswahl letztes Jahr abgezeichnet, so Stainer-Hämmerle, die es erstaunlich findet, „dass ÖVP und SPÖ das nicht ernster genommen haben“. Die SPÖ erreichte nur mehr etwas mehr als zehn Prozent in der gesamten Steiermark, die ÖVP blieb sogar knapp unter zehn Prozent.
„Zorn und Ärger sind für mich keine Kategorien“, sagt der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer dem Standard, „aber nach diesem Ergebnis kann man nix mehr herumdeuteln. Faymann und Mitterlehner müssen jetzt schauen, dass sie noch etwas zusammenbringen, sonst haben wir 2018 ein Problem, und ich will kein Problem haben.“Das Ergebnis sei eine „absolute Katastrophe“, so Schickhofer, er wolle mit den SPÖ-Chefs aller Bundesländer alles konsequent durchdiskutieren und dann einen „grundlegenden Neustart am Parteitag im Herbst machen“. 2018 wolle Schickhofer „in der Regierung sein oder in einer starken Opposition“. Dafür müsse man „mit allen im Parlament vertretenen Parteien reden – „auch mit der FPÖ, wenn wir mit denen in Fachbereichen wie Arbeitsmarkt und Lehrlingen mehr weiterbringen“. Ob Schickhofer den Rücktritt von Faymann fordern werde? „Wir müssen alles konsequent durchdiskutieren“, wiederholt Schickhofer.
Der große Ausreißer in der Steiermark war die Landeshauptstadt. Nur in Graz belegte Alexander Van der Bellen den ersten Platz. Für Irmgard Griss war wiederum die Gemeinde Stattegg nahe Graz ihr persönlicher Ausreißer. Hier wurde die Grazerin mit 29,49 Prozent Erste. Im Gesamtergebnis der Steiermark wurde Griss mit 21 Prozent Zweite.