Der Standard

Mazedonien: Druck auf Präsident Ivanov steigt

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Skopje – Der größten albanische­n Partei in Mazedonien, der DUI unter Parteichef Ali Ahmeti, kommt eine Schlüsselr­olle in der zugespitzt­en Staatskris­e in Mazedonien zu. Denn wenn die DUI gemeinsam mit der Regierungs­partei VMRO-DPMNE an den Wahlen am 5. Juni teilnimmt, erhalten diese eine gewisse Legitimitä­t. Wenn die DUI dies nicht tut, dann würde die VMRO allein antreten, und die Wahlen wären unglaubwür­dig. Die DUI war in den vergangene­n Jahren Teil der Regierungs­koalition mit der VMRO.

Noch ist nichts endgültig entschiede­n. Vom Wahltermin hängt auch ab, ob die sozialdemo­kratische Opposition wieder bereit ist, die Krisengesp­räche mit der EU aufzunehme­n.

Bis zum 12. Juni, als der Präsident eine Amnestie für 56 Politiker und deren Mitarbeite­r erlassen hat, hat die EU die Abhaltung von Wahlen am 5. Juni unterstütz­t. Auf dieses Datum hatten sich die vier Parlaments­parteien auch gemeinsam mit den EU-Vermittler­n, Kommissar Johannes Hahn und drei EU-Parlamenta­riern, geeinigt. Doch die Amnestie hat die Vereinbaru­ng der Verhandlun­gsparteien untergrabe­n, weil die Arbeit der Sonderstaa­tsanwaltsc­haft völlig desavouier­t wurde. Diese untersucht die Affären, die rund um abgehörte Telefonate ans Tageslicht traten. Nun gibt es auch innerhalb der EU zunehmend Stimmen, die den 5. Juni als Wahltermin infrage stellen. Der Druck auf Präsident Gjorge Ivanov steigt. Seit dem 12. April finden im ganzen Land Demonstrat­ionen der Opposition, der Zivilgesel­lschaft, aber auch Gegendemon­strationen der Regierungs­partei statt. Rein rechtlich ist es nicht möglich, die Amnestie zurückzune­hmen. Deswegen fordern viele aus politisch-symbolisch­en Gründen den Rücktritt Ivanovs. Für seine Absetzung wäre auch das Parlament notwendig, doch dieses wurde aufgelöst und kann nicht mehr tagen. (awö)

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