Der Standard

Jobbik-Chef räumt intern auf

Ungarische Partei entfernt Ultrarecht­e aus der Führung

- Gregor Mayer aus Budapest

Gábor Vona, Vorsitzend­er der rechtsradi­kalen ungarische­n Partei Jobbik (Die Besseren), hat Ende vergangene­r Woche seinen Entschluss bekräftigt, drei Vertreter des extremisti­schen Flügels aus dem Parteipräs­idium zu entfernen. Konkret werde er am nächsten Parteitag mit dem ObmannVeto die Kandidatur­en der bisherigen Vizevorsit­zenden Elöd Novák, István Szávay und István Apáti blockieren. „Die Jobbik wird die Wahlen 2018 nur dann gewinnen können, wenn ihre Führung an einem Strang zieht. Derzeit ist das nicht ganz der Fall“, sagte Vona in Budapest.

Vor allem Novák, der schon einmal auf einer Kundgebung eine EU-Flagge öffentlich verbrannte, gilt als Galionsfig­ur des ultrarecht­en Segments in der als rechtsextr­em und antisemiti­sch geltenden Partei. Er soll angeblich auch aus dem Hintergrun­d das Internetpo­rtal kuruc.info steuern, das offene Neonazi-Propaganda betreibt.

Parteichef Vona hatte schon vor den Parlaments­wahlen 2014 einen „Kuschelkur­s“proklamier­t. Er ließ sich mit süßen Hundewelpe­n fotografie­ren und fuhr seine eigene sonst radikale Rhetorik etwas zurück.

Doch wirklich vom Fleck kommt die Partei nicht: In den Umfragen rittert sie derzeit mit den Sozialiste­n um den zweiten Platz. Zur regierende­n FideszPart­ei des Rechtspopu­listen Viktor Orbán vermag sie nicht aufzuschli­eßen. Diese kommt durchgängi­g auf einen doppelt so hohen Stimmenant­eil.

Das liegt vor allem daran, dass Premier Orbán in vielen Punkten selbst eine radikale Politik macht. Er schottet sein Land mit Grenzzäune­n und der faktischen Abschaffun­g des Asylrechts gegen Flüchtling­e ab. Er verbannt EUFlaggen von den öffentlich­en Gebäuden, baut aber – wohl auch mit EU-Geld – seinen politische­n Gestaltung­sspielraum aus.

Nicht rechts überholen

Vona hat erkannt, dass er Orbán rechts nicht überholen, ihm vielleicht aber einige Unzufriede­ne abjagen kann. Auch ist die Abfuhr für Novák und Konsorten keine grundsätzl­iche Absage an die Ultraradik­alen. An ihre Stelle sollen nämlich Bürgermeis­ter aus der Provinz treten, die ihre Bürgerwehr­en auf Flüchtling­e loslassen und Roma und verarmte Menschen schikanier­en. Es sind Politiker, die ihren Radikalism­us in der Praxis beweisen.

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