Tigermücke im Anflug auf Österreich
Mutmaßlicher Überträger des Zika-Virus in Tirol gesichtet – Nun wird er überwacht
Innsbruck – Die Tigermücke ist Exportweltmeister. Den kleinen Blutsauger, der ursprünglich vor allem in Südostasien schwirrte, findet man inzwischen vermutlich auf allen Kontinenten. In den 1990er-Jahren wurde die Stechmücke nach Europa eingeschleppt. Im Mittelmeerraum, ganz Italien und Südfrankreich hat sie sich nun dauerhaft etabliert. „Lange dachten wir, der Alpenraum ist eine geografische Barriere, aber die Tigermücke ist ein Anpassungskünstler“, sagt der Tropenmediziner Gernot Walder. Er wird den Moskito ab Mai für das Land Tirol überwachen.
Die Tigermücke kann Krankheiten wie das Chikungunya- und Denguefieber übertragen und wird auch mit dem derzeit viel besprochenen Zika-Virus in Verbindung gebracht. Grund zur Panik bestehe allerdings nicht: „In erster Linie ist die Tigermücke lästig“, erklärt Walder. „Sie ist wesentlich störender als heimische Gelsenarten und kann einen auch durch die Bekleidung stechen.“
Doch selbst wenn sie „Mitbewohner“, also Viren, in sich trage, müsse man sich nicht gleich fürchten: „Sogar eine Erkrankung mit dem Zika-Virus verläuft meist unspektakulär, erst bei einer großen Anzahl an Fällen werden die seltenen, gefährlichen Auswirkungen, wie wir sie aus Brasilien kennen, sichtbar“, sagt Walder. Er habe schon voriges Jahr damit gerechnet, dass die Tigermücke in den Fokus rückt. „Aber dann kam Ebola dazwischen.“
In Südtirol zählt die schwarzweiß-gestreifte Gelse inzwischen zu den heimischen Mückenarten. In Österreich wurden entlang der Inntalautobahn und in Osttirol „einzelne adulte Exemplare“, aber bisher noch keine Eiablagen gesichtet. „Derzeit werden Tigermücken im Rahmen des Individualverkehrs oder bei Transporten als Souvenir mitgenommen, aber wir stehen kurz davor, dass sie sich auch bei uns niederlässt“, erläutert Walder. „Deshalb müssen wir das beobachten.“
Rund um Autobahnen und Raststätten wird deshalb im Rahmen des Monitorings fortan nach Tigermücken gesucht, auch Stechmückenfallen sollen ausgelegt werden. Die gefangenen Gelsen lagern die Wissenschafter bei minus 80 Grad Celsius und untersuchen sie dann mikrobiologisch auf Krankheitserreger. „Das Monitoring ist die Grundlage für allfällige Pläne zur Bekämpfung mittels larvenabtötender Präparate wie in Südtirol“, erklärt Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg.
Aber auch jeder einzelne Bürger könne durch „Mikromaßnahmen“dazu beitragen, dass sich die Tigermücke nicht in Österreich ausbreitet: Die asiatische Gelse legt ihre Eier knapp oberhalb der Wasserlinie von stehenden Gewässern ab. „Man sollte also die Regenrinnen ausleeren und darauf achten, dass man keine offenen Behältnisse im Garten stehen hat“, sagt Walder. „Dann fühlen sich die Herrschaften erst gar nicht wohl.“