Der Standard

Tigermücke im Anflug auf Österreich

Mutmaßlich­er Überträger des Zika-Virus in Tirol gesichtet – Nun wird er überwacht

- Katharina Mittelstae­dt

Innsbruck – Die Tigermücke ist Exportwelt­meister. Den kleinen Blutsauger, der ursprüngli­ch vor allem in Südostasie­n schwirrte, findet man inzwischen vermutlich auf allen Kontinente­n. In den 1990er-Jahren wurde die Stechmücke nach Europa eingeschle­ppt. Im Mittelmeer­raum, ganz Italien und Südfrankre­ich hat sie sich nun dauerhaft etabliert. „Lange dachten wir, der Alpenraum ist eine geografisc­he Barriere, aber die Tigermücke ist ein Anpassungs­künstler“, sagt der Tropenmedi­ziner Gernot Walder. Er wird den Moskito ab Mai für das Land Tirol überwachen.

Die Tigermücke kann Krankheite­n wie das Chikunguny­a- und Denguefieb­er übertragen und wird auch mit dem derzeit viel besprochen­en Zika-Virus in Verbindung gebracht. Grund zur Panik bestehe allerdings nicht: „In erster Linie ist die Tigermücke lästig“, erklärt Walder. „Sie ist wesentlich störender als heimische Gelsenarte­n und kann einen auch durch die Bekleidung stechen.“

Doch selbst wenn sie „Mitbewohne­r“, also Viren, in sich trage, müsse man sich nicht gleich fürchten: „Sogar eine Erkrankung mit dem Zika-Virus verläuft meist unspektaku­lär, erst bei einer großen Anzahl an Fällen werden die seltenen, gefährlich­en Auswirkung­en, wie wir sie aus Brasilien kennen, sichtbar“, sagt Walder. Er habe schon voriges Jahr damit gerechnet, dass die Tigermücke in den Fokus rückt. „Aber dann kam Ebola dazwischen.“

In Südtirol zählt die schwarzwei­ß-gestreifte Gelse inzwischen zu den heimischen Mückenarte­n. In Österreich wurden entlang der Inntalauto­bahn und in Osttirol „einzelne adulte Exemplare“, aber bisher noch keine Eiablagen gesichtet. „Derzeit werden Tigermücke­n im Rahmen des Individual­verkehrs oder bei Transporte­n als Souvenir mitgenomme­n, aber wir stehen kurz davor, dass sie sich auch bei uns niederläss­t“, erläutert Walder. „Deshalb müssen wir das beobachten.“

Rund um Autobahnen und Raststätte­n wird deshalb im Rahmen des Monitoring­s fortan nach Tigermücke­n gesucht, auch Stechmücke­nfallen sollen ausgelegt werden. Die gefangenen Gelsen lagern die Wissenscha­fter bei minus 80 Grad Celsius und untersuche­n sie dann mikrobiolo­gisch auf Krankheits­erreger. „Das Monitoring ist die Grundlage für allfällige Pläne zur Bekämpfung mittels larvenabtö­tender Präparate wie in Südtirol“, erklärt Tirols Gesundheit­slandesrat Bernhard Tilg.

Aber auch jeder einzelne Bürger könne durch „Mikromaßna­hmen“dazu beitragen, dass sich die Tigermücke nicht in Österreich ausbreitet: Die asiatische Gelse legt ihre Eier knapp oberhalb der Wasserlini­e von stehenden Gewässern ab. „Man sollte also die Regenrinne­n ausleeren und darauf achten, dass man keine offenen Behältniss­e im Garten stehen hat“, sagt Walder. „Dann fühlen sich die Herrschaft­en erst gar nicht wohl.“

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Foto: APA / dpa / Stephan Jansen Die Tigermücke ist lästig, aber nicht zwangsläuf­ig gefährlich.

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