Der Standard

Wien als Pilot zu Steuerbetr­ug

Schelling: EU-Projekt gegen Mehrwertst­euersünder

- Thomas Mayer aus Amsterdam

Auch nach den jüngsten Enthüllung­en zur steuerscho­nenden Praxis mit Briefkaste­nfirmen in Panama und durch Konzerne wird es in Europa nicht zu einer vollen Offenlegun­g der Steuerleis­tungen von Firmen mit einem Jahresgewi­nn jenseits von 750 Millionen Euro vor den Bürgern kommen.

Das zeichnete sich beim Treffen der EU-Finanzmini­ster in Amsterdam am Wochenende ab. Einzelne Staaten, EU-Kommission und Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em sprachen sich zwar dafür aus. Aber ebenso einflussre­iche Länder – wie Deutschlan­d und Österreich – sind dagegen.

In Hinblick auf das Steuergehe­imnis reiche es aus, wenn die Finanzbehö­rden der EU-Staaten untereinan­der den automatisc­hen Austausch von Steuerdate­n pflegen, sagte Minister Hans Jörg Schelling. In diese Richtung dürfte es gehen, um das strenge Steuergehe­imnis zu achten. Fortschrit­te zeichnen sich nach fast zehn Jah- ren Debatte nun auch beim Kampf gegen den grenzübers­chreitende­n Mehrwertst­euerbetrug aus.

Über Netzwerke von Firmen, in der Regel über mehrere Staaten, wird dabei die Mehrwertst­euer illegal abkassiert bzw. rückerstat­tet, was aber schwierig nachzuweis­en ist, weil die beteiligte­n Firmen oft sehr rasch wieder liquidiert werden, nur der Tarnung dienen. Österreich bot sich nun laut Schelling als Land an, in dem ein „Pilotproje­kt“dazu stattfinde­n soll. Die Kommission wird demnächst Vorschläge erarbeiten.

Ein anderes breit diskutiert­es Thema der EU-Finanzmini­ster waren neuerliche Reformen des Wachstums- und Stabilität­spaktes, der den Rahmen für die Finanzpoli­tik im Euroraum gibt. In den vergangene­n Jahren waren zahlreiche neue Regeln eingeführt worden, um auf besondere Situatione­n der Länder eingehen zu können. Nun soll es zu Straffunge­n kommen, um die Vergleichb­arkeit der strukturel­len Defizite der Staaten zu gewährleis­ten.

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