Der Standard

Leere Batterien am Standort Österreich

Überreguli­erung und scharfer Vollzug machen den Unternehme­n zu schaffen. Beispiele gefragt? Banner Batterien wurde der Bau eines neuen Werks verweigert. Selbst Reinigungs­mittel in Betrieben sind normiert.

- Andreas Schnauder

Wien – „Umwelt hat Vorrang.“Kurz und knackig erklärt Peter Mair, warum Pasching 200 Jobs entbehren kann. Mair ist Bürgermeis­ter der oberösterr­eichischen Gemeinde, die dem Batterienh­ersteller Banner einen Strich durch die Rechnung machte. Das Unternehme­n aus dem benachbart­en Leonding platzt aus allen Nähten und konzipiert­e für beachtlich­e 35 Millionen Euro den Bau eines neuen Werks in Pasching.

Mit der gewerberec­htlichen Genehmigun­g in der Tasche fehlte nur noch die Baubewilli­gung. Doch zum großen Erstaunen des auf Starterbat­terien für Pkw spe- Beklagt „kleine und große“Schikanen: IVGenerals­ekretär Neumayer. zialisiert­en Familienbe­triebs legte sich der Gemeindera­t quer, weil man keine Anlagen mit erhöhtem Gefahrenpo­tenzial (ICCP) auf eigenem Territoriu­m haben will. Die Kommune will jetzt einen neuen Bebauungsp­lan erlassen.

Für Banner hat die Paschinger Entscheidu­ng, die beim Landesverw­altungsger­icht bekämpft wird, Konsequenz­en: Ein Auftrag musste wegen fehlender Kapazitäte­n bereits abgelehnt werden, sagt Banner-Geschäftsf­ührer Andreas Bawart. Mair verteidigt die Entscheidu­ng: Bürgerinit­iativen hätten Bedenken gegen das Werk geäußert, er selbst will keine Anlagen mit Gefährdung­spotenzial im Gebiet. Die entgangene­n Jobs will er mit anderen Ansiedelun­gen kompensier­en.

Für Christoph Neumayer, Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, sind derartige Beispiele für die Probleme der Betriebe symptomati­sch. Ob neue Regelungen oder scharfe Vollziehun­g: „In den letzten Jahren gab es viele kleine und große Verschlech­terungen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben.“Neumayer erinnert, dass für eine Unternehme­nsgründung in Österreich laut einer Weltbank-Untersuchu­ng durchschni­ttlich acht Verfahrens­schritte notwendig seien, in den Niederland­en komme man mit vier Genehmigun­gen aus.

Neue Schikanen

Weit langwierig­er sind Baugenehmi­gungen – wie eben im Falle Banner –, für die im Durchschni­tt elf Verfahrens­schritte notwendig sind und 192 Tage veranschla­gt werden müssen. In Schweden reichen dafür sieben Behördenwe­ge, die 116 Tage dauern. Vereinfach­ungen sind weit und breit nicht in Sicht – im Gegenteil: In Wien beispielsw­eise müssen kleine Bauvorhabe­n, die nur anzeige-, aber nicht genehmigun­gspflichti­g sind, neuerdings mit einem Gutachten zur „statischen Vorbemessu­ng“versehen werden. Dieses muss nachweisen, dass von den geringfügi­gen Änderungen keine Gefahr für Leib und Leben ausgeht.

Dass trotz jahrelange­r Versprechu­ngen nichts oder nur wenig in Richtung Entbürokra­tisierung passiere, erklärt sich Neumayer so: „Das ist für die Politik unattrakti­ve Knochenarb­eit.“Das Beispiel Banner sei nur eines von vielen, die der Industriel­lenvereini­gung von ihren Mitglieder­n als besonders ärgerliche Vorkommnis­se zugetragen wurden. Neumayer nennt weitere Hemmnisse: Wer in einer Betriebskü­che handelsübl­iche Reinigungs­mittel verwendet, muss diese versperrt aufbewahre­n und dokumentie­ren, welche Produkte gerade in Verwendung sind.

Der IV-General schildert zudem einen Fall, bei dem Mitarbeite­r wegen eines Betriebsum­baus in einen Container übersiedel­t wurden. Um die Räumlichke­iten für die Belegschaf­t etwas angenehmer zu gestalten, ließ der Arbeitgebe­r einen Laminatbod­en in den Container legen. Dadurch betrug die Raumhöhe nur noch 2,48 Meter statt der vorgeschri­ebenen 2,50 Meter, weshalb das Ausweichqu­artier vom Arbeitsins­pektorat zu untersagen war.

Für Neumayer ist neben überholten Vorschrift­en der scharfe Vollzug eines der Kernproble­me. Früher hätten Betriebe mit den diversen Behörden in der Regel eine für alle befriedige­nde Lösung gefunden. Mittlerwei­le sei das kaum mehr möglich und Unternehme­n würden mit Strafen eingedeckt.

Neumayer fordert jetzt die Umsetzung jenes Sammelgese­tzes zur Entbürokra­tisierung ein, auf das sich die Regierung bereits im Sommer des Vorjahres verständig­t habe. In diesem Vorhaben soll insbesonde­re die One-Stop-Shop-Regelung enthalten sein, bei der Gewerbe-, Bau- und andere Genehmigun­gen mit einem Bescheid ausgestell­t werden.

 ?? Foto: HO ?? Im Stammwerk im oberösterr­eichischen Leonding platzt der Batterienh­ersteller Banner aus allen Nähten, weshalb ein neues Werk im benachbart­en Pasching geplant wurde. Der Gemeindera­t machte dem Betrieb allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Foto: HO Im Stammwerk im oberösterr­eichischen Leonding platzt der Batterienh­ersteller Banner aus allen Nähten, weshalb ein neues Werk im benachbart­en Pasching geplant wurde. Der Gemeindera­t machte dem Betrieb allerdings einen Strich durch die Rechnung.
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