Der Standard

Debakel für die Koalition

- Michael Völker

Für die Regierungs­parteien SPÖ und ÖVP war die Niederlage absehbar. Keiner der Kandidaten, weder Rudolf Hundstorfe­r noch Andreas Khol, würde es in die Stichwahl schaffen, dementspre­chend verhalten war der Wahlkampf in der Schlusspha­se. Von Begeisteru­ng keine Spur, im Gegenteil: Man sprach einander bereits Trost zu. Offen blieb lediglich, wie peinlich das Ergebnis ausfallen würde – und ob das in den Parteien zu einem Rumoren ausreifen würde, das auch die Parteichef­s erfassen könnte.

Das Ergebnis ist peinlich. Jeweils um die elf Prozent für Hundstorfe­r und Khol. Das ist nicht nur für die Kandidaten bitter, die jetzt mit einer schlechten Nachrede ins politische Ausgedinge geschickt werden. Es lag nicht allein an ihrer Performanc­e im Wahlkampf. Der Grund für das schlechte Abschneide­n ist auch im Zustand ihrer Parteien zu suchen. Und der ist offenbar verheerend. Dass sich die ÖVP noch darüber freuen kann, dass Khol im Minimalber­eich vor Hundstorfe­r zu liegen kommt, ist bezeichnen­d – und spricht für die Verfassthe­it dieser Koalition.

Die Regierungs­parteien konnten bei dieser Wahl nicht annähernd ihr ohnedies bereits bescheiden gewordenes Potenzial ausschöpfe­n. Die Koalitions­kandidaten kamen gemeinsam auf 23 Prozent der abgegebene­n Stimmen. Das ist nicht weniger als ein Debakel.

Darüber können die Parteichef­s, Werner Faymann für der SPÖ und Reinhold Mitterlehn­er für die ÖVP, nicht tatenlos hinweggehe­n, sonst nähmen sie in Kauf, mitsamt ihren Parteien bei der nächsten Nationalra­tswahl 2018 mit fliegenden Fahnen unterzugeh­en.

Bei der ÖVP hat das Sägen am Obmannsess­el ohnedies schon gut hörbar eingesetzt. Die Frage ist, ob Sebastian Kurz jetzt bereit ist, Mitterlehn­er abzulösen oder ob es eine neuerliche Interimslö­sung an der Spitze der Volksparte­i geben soll.

Auch Faymann wird sich der Frage stellen müssen, ob er seinen Führungsan­spruch – in der Regierung und in der SPÖ – aufrechter­halten kann, ob ihm der eigene Machterhal­t über alles, auch über das Interesse der Partei geht.

Vorzeitige Neuwahlen kommen für die Regierung angesichts ihrer Werte nicht infrage, also werden sich Faymann und Mitterlehn­er überlegen müssen, was sie der Verdrossen­heit gegenüber dieser Regierung entgegense­tzen können. Das hat etwas mit Haltung und mit Inhalten zu tun, aber auch mit dem Personal.

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