Italienisches Duell bei Krawallen auf dem Brenner
Eine nichtgenehmigte Demonstration gegen geplante Grenzkontrollen auf dem Brenner endete am Wochenende mit Ausschreitungen und dem Einsatz von Tränengas. Für Italiener ist eine derartige Eskalation aber weniger ungewöhnlich als für Österreicher.
Innsbruck/Bozen – Österreich hielt am Samstag auf dem Brenner die Stellung – aus sicherer Distanz. Dreihundert Beamte waren zum Einsatz gegen den von italienischen Linken und Anarchisten ausgerufenen „Internationalen Tag des Kampfes“abkommandiert. Sie standen auf der österreichischen Seite, zu tun hatten sie schlussendlich nicht viel. Den Kampf lieferten sich die italienischen Kollegen.
Denn im Zuge der inzwischen dritten – diesmal behördlich nichtangemeldeten – Demonstration gegen die geplanten Grenzkontrollen kam es zu massiven Ausschreitungen, der Verkehr über den Brennerpass war kurzfristig lahmgelegt. Rund 250 gewaltbereite Linke, vermummt, mit Helmen, Gasmasken und Schlagstöcken ausgerüstet, gingen auf die Beamten los, die sie am Marsch Richtung „Austria“hinderten.
Es war ein italienisches Aufeinandertreffen mit österreichischen Zaungästen. Die Krawallmacher unter den insgesamt 500 Protestierenden waren fast ausschließlich aus Italien angereist.
Die Bilanz der Bozener Quästur: Sieben italienische Staatsbürger wurden verhaftet, es gab neun Anzeigen und 18 verletzte Polizisten, wurde gegenüber dem Standard bestätigt. Auch zwei Österreicher und ein Deutscher wurden kurzfristig festgenommen.
Innenminister Angelino Alfano (NCD) lobte das professionelle Verhalten der Sicherheitskräfte, er wie auch der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) verurteilten die Krawalle. Heftige Auseinandersetzungen zwischen Linken und der Polizei sind in Italien keine Seltenheit.
„Einfach unnötig“
Der Bürgermeister vom Brenner, Franz Kompatscher (SVP), erklärte im Standard- Gespräch: „Jeder kann bei uns demonstrieren, wenn er sich an die Spielregeln hält, aber doch bitte unten auf dem Parkplatz und nicht oben im Ort.“Er beziffert den wirtschaftlichen Schaden für die Gemeinde, die für Märkte und ihr Outletcenter bekannt ist, mit rund 200.000 Euro. Kompatscher halte die Demonstrationen für eine „gezielte Provokation gegen Österreich“, und das sei doch „einfach unnötig“.
Italienische Rechtsparteien verurteilten einstimmig die Krawalle und forderten exemplarische Strafen. „Randalierer, die immer noch glauben, dass man Probleme mit Gewalt lösen kann, gehören ins Gefängnis“, sagte die Abgeordnete der rechtskonservativen Forza Italia, Daniela Santanche.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kommentierte: „Ich bin schockiert über das Ausmaß der Gewalt durch die Demonstranten gegenüber der italienische Exekutive.“
Die österreichische Polizei war für das Schlimmste gewappnet – mit mehreren Wasserwerfern, Spezialeinheiten, Helikoptern und einer Rettungsbrigade des Roten Kreuzes. Ein etwas anderes Bild jenseits der Grenzlinie: Scheinbar willkürlich herumstehende Gruppen italienischer Beamte, manche in Uniform mit teilweise verbeulten Schildern, andere in Zivil – erkennbar an Schlagstöcken und Helmen, die an ihren Gürteln baumelten. Doch sie waren auf die Gewaltbereitschaft des Gegenübers offenbar vorbereitet.
Selbst viele der dutzenden italienischen Journalisten kamen mit Helmen und Schutzkleidung angereist: „Die normale Demoausstattung“, erklärte eine Kollegin. Denn die vermummten Demonstranten gingen wahllos auf Beamte wie auch Kameraleute los. Schlussendlich trieb die Polizei den Pulk zum südlichen Ortsrand, wo sie die Versammlung unter massivem Einsatz von Tränengas und einem Wasserwerfer auflöste.
Die Schläger flüchteten in die Wälder, wo sie die Polizei bis in die Abendstunden verfolgte. In der Ortschaft Brenner zeugten am Ende umgeworfene Absperrgitter, leere Tränengaskartuschen, zerbrochene Scheiben und demolierte Autos von den Randalen. Eine politische Botschaft ließen die Demonstranten nicht zurück.