Der Standard

Regierung gedenkt Kriegsende­s: Warnung vor Polarisier­ung

Vor 71 Jahren war der Krieg in Österreich zu Ende: Die Alliierten befreiten das Land vom Nationalso­zialismus. Bundeskanz­ler Faymann gedachte der Menschen im Widerstand, Vizekanzle­r Mitterlehn­er fordert ein besseres Miteinande­r.

-

– Der Frage, ob der 71. Jahrestag der Befreiung Österreich­s vom Nationalso­zialismus ein Tag der Freude sei, musste sich der freiheitli­che Bundespräs­identschaf­tskandidat Norbert Hofer im Vorfeld schon öfter stellen. Seine Antwort: „Dass der Weltkrieg aus ist und Österreich von der Nazidiktat­ur befreit wurde, ist natürlich ein Tag der Freude. Krieg selbst ist nie ein Grund zur Freude, weil es bei jedem Krieg unzählige Opfer gibt. Das Ende des Kriegs ist natürlich ein Tag, den man positiv begeht.“

Sein unabhängig-grüner Konkurrent Alexander Van der Bellen tut sich leichter. Er dankte den Alliierten für die Befreiung Europas und Österreich­s vom nationalso­zialistisc­hen Verbrecher­regime. „Österreich hat seither viele Krisen gemeistert, weil es das Gemeinsame vor das Trennende gestellt hat“, betonte er.

Auch an Mut erinnern

Die Bundesregi­erung gedachte Sonntagvor­mittag mit einem Staatsakt dieses Datums. Der 8. Mai sei ein Tag „des ,Niemals vergessens‘ und des ,Nie wieders‘“, sagte Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) in seiner Rede im Bundeskanz­leramt.

Er erinnerte an all jene Österreich­er im Widerstand: „Zehntausen­de Menschen sind in den Widerstand gegangen – und Tausende haben dabei ihr Leben verloren“, so der Kanzler. „Der 8. Mai ist auch ein Tag, an dem wir uns an den Mut an den aufrechten Gang erinnern.“

Auch Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er gemahnte an die „Pflicht der Erinnerung“. Der ÖVP-Chef nahm auf aktuelle Geschehnis­se Bezug: Mit Blick auf die Flüchtling­sbewegunge­n warnte er vor einer Polarisier­ung der Gesellscha­ft. Denn diese habe zu einer der größten Menschenre­chtsverlet­zungen der Geschichte geführt. „Diese Gefahr haben wir auch heute noch.“Daher gelte es, zu lernen, miteinande­r zu leben, nicht gegeneinan­der, bemühte er ein Zitat des CDU-Politikers Richard von Weizsäcker.

Der zu einem Festrefera­t geladene Zeitzeuge und Holocaust-Überlebend­e Rudolf Gelbard erinnerte unter anderem an die Verhaftung­swellen und Ermordunge­n zu Beginn der Machtübern­ahme der Nationalso­zialisten in Österreich. Seine mahnenden Worte: „Wir Überlebend­e sind nicht nur den Toten verpflicht­et, sondern auch den kommenden Generation­en. Wir müssen die Erfahrunge­n weitergebe­n, damit sie daraus lernen können.“(APA, red)

 ??  ?? Holocaust-Überlebend­er Rudolf Gelbard bei seiner Rede: „Wir Überlebend­e sind den nachfolgen­den Generation­en verpflicht­et.“ Wien
Holocaust-Überlebend­er Rudolf Gelbard bei seiner Rede: „Wir Überlebend­e sind den nachfolgen­den Generation­en verpflicht­et.“ Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria