Der Standard

EU-Kommissar Cañete im Schatten von Panama

Südspanisc­he Familie im Banne von Subvention­en und Steuerfluc­ht

- Reiner Wandler aus Madrid

Der EU-Kommissar für Klimaschut­z und Energie, Miguel Arias Cañete, sorgt in seiner spanischen Heimat für Schlagzeil­en. Denn seine Frau Micaela Domecq taucht in den Panama-Papieren auf. Zusammen mit elf weiteren Familienmi­tgliedern unterhielt sie die Firma Rinconada Investment­s Group, die – so die spanischen Mitglieder des internatio­nalen Pressekons­ortiums (ICIJ), das die Papiere veröffentl­icht hat – vier Konten bei der Deutschen Bank in der Schweiz verwaltete.

Die Domecqs sind eine der reichsten Familien im südspanisc­hen Andalusien. Ihnen gehören riesige Landgüter, Zuchtbetri­ebe für Kampfstier­e, Weinkeller­eien und Immobilien. Ihr Vermögen wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Laut der Internetze­itung eldiario.es sollen Unternehme­n aus der Gruppe Domecq seit 2008 EU-Landwirtsc­haftssubve­ntionen in Höhe von 36,6 Millionen Euro erhalten haben.

Doch damit nicht genug. Als die konservati­ve Regierung unter Ma- riano Rajoy im März 2012 eine Steueramne­stie für ins Ausland geschaffte Gelder erließ, war Micaela Domecq eine derer, die davon Gebrauch machten. Ihr Mann Cañete saß als Landwirtsc­haftsminis­ter mit am Tisch, als das Gesetz verabschie­det wurde. „Er wusste nicht, dass die Steueramne­stie seine Familie begünstige­n würde“, nimmt Rajoy den Parteifreu­nd jetzt in Schutz.

Cañetes Verhalten stelle „einen Angriff auf die europäisch­en Institutio­nen dar“, heißt es vonseiten der junge Antiauster­itätsparte­i Podemos. „Zu viele Schatten und Zweifel umgeben ihn“, erklärt eine Sprecherin der Sozialiste­n, die erreichen wollen, dass in Brüssel eine offizielle Untersuchu­ng eingeleite­t wird.

Bereits Ende 2014, als Cañete in das Amt des EU-Kommissars berufen wurde, war er heftiger Kritik ausgesetzt. Er war lange Jahre Teilhaber und Vorsitzend­er zweier Erdölgesel­lschaften zur Lagerung und dem Ver- kauf von Treibstoff für Handelssch­iffe. Seinen Kritikern gilt Cañete deshalb als Lobbyist.

Die konservati­ve Regierung fror den Ausbau erneuerbar­er Energien ein und genehmigte die Suche nach Öl und Gas per Fracking. Arias Cañete erteilte als Umweltmini­ster die Genehmigun­g für Erdölprobe­bohrungen vor den Kanaren, in besonders sensiblen Meeresregi­onen. Als Cañete Minister wurde, übernahm sein Schwager – der ebenfalls in den Panama-Papieren auftaucht – den Vorsitz der Unternehme­n. Cañete ist nach Energiemin­ister José Manuel Soria der zweite aus Rajoys Kabinett, der mit den Panama-Papieren in Konflikt geraten ist.

Schon bald könnten neue Fälle von Steuerfluc­ht bekannt werden. Heute, Montag, sollen die Rohdaten der „PanamaPape­rs“durch das ICIJ über eine interaktiv­e Datenbank mit Infos über mehr als 200.000 Briefkaste­nfirmen online gestellt werden.

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Foto: AFP/Thys EU-Kommissar Arias Cañete: dubiose Familienge­schäfte.

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