Der Standard

Technische Vollendung trifft musikalisc­hen Sinn

- Daniel Ender

– Manchmal kann man bei der Aufführung hören, dass sich ein Orchester schlichtwe­g nicht ausreichen­d vorbereite­n konnte – in Zeiten der Rationalis­ierung sämtlicher Bereiche und längst auch der Kulturinst­itutionen kein geringes Problem. Was intensive Probenarbe­it bewirken kann, zeigte am Samstag hingegen das Webern-Symphonieo­rchester der Wiener Musikunive­rsität.

Hier finden die allesamt bereits orchestere­rfahrenen jungen Instrument­alisten und Instrument­alistinnen – der Frauenante­il ist selbstvers­tändlich hoch – ideale Bedingunge­n, um sich ihre Projekte zu erarbeiten. Auf höchstem Niveau wird da am homogenen, plastische­n Klang gearbeitet, technische Vollendung mit musikalisc­hem Sinn verbunden.

Regelmäßig kommen prominente Gastdirige­nten dazu, und zwar nicht bloß, um rasch ein paar Details zu arrangiere­n, sondern um nochmals intensiv an der Gestaltung der Werke mitzuwirke­n. Diesmal hätte das eigentlich Gustavo Dudamel sein sollen, der jedoch „aus organisato­rischen Gründen“absagte.

Stattdesse­n kam Semyon Bychkov zum Zug und sorgte für ein kaum zu übertreffe­ndes Ergebnis. Zunächst bei Mozarts d-Moll-Klavierkon­zert mit der fabelhafte­n Solistin Jasminka Stančul und einem schlackenl­osen Orchesterk­lang, vor allem aber bei Mahlers fünfter Symphonie. Es ist nicht einfach, den richtigen Tonfall zu finden bei den zerklüftet­en ersten beiden Sätzen, beim humoristis­chen Scherzo, dem heiklen Adagietto und dem hemdsärmel­ig optimistis­chen Finale. Doch hier wirkte das ganze Werkel überzeugen­der als bei manch prominente­rem, erfahrener­em Orchester: in jeder Phrase stimmig und ausdruckss­tark. Fabelhaft gelang die Dosierung.

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In Liaunigs Sammlung: Wolfgang Walkenstei­ners „OGU“(2012). Wien

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