Technische Vollendung trifft musikalischen Sinn
– Manchmal kann man bei der Aufführung hören, dass sich ein Orchester schlichtweg nicht ausreichend vorbereiten konnte – in Zeiten der Rationalisierung sämtlicher Bereiche und längst auch der Kulturinstitutionen kein geringes Problem. Was intensive Probenarbeit bewirken kann, zeigte am Samstag hingegen das Webern-Symphonieorchester der Wiener Musikuniversität.
Hier finden die allesamt bereits orchestererfahrenen jungen Instrumentalisten und Instrumentalistinnen – der Frauenanteil ist selbstverständlich hoch – ideale Bedingungen, um sich ihre Projekte zu erarbeiten. Auf höchstem Niveau wird da am homogenen, plastischen Klang gearbeitet, technische Vollendung mit musikalischem Sinn verbunden.
Regelmäßig kommen prominente Gastdirigenten dazu, und zwar nicht bloß, um rasch ein paar Details zu arrangieren, sondern um nochmals intensiv an der Gestaltung der Werke mitzuwirken. Diesmal hätte das eigentlich Gustavo Dudamel sein sollen, der jedoch „aus organisatorischen Gründen“absagte.
Stattdessen kam Semyon Bychkov zum Zug und sorgte für ein kaum zu übertreffendes Ergebnis. Zunächst bei Mozarts d-Moll-Klavierkonzert mit der fabelhaften Solistin Jasminka Stančul und einem schlackenlosen Orchesterklang, vor allem aber bei Mahlers fünfter Symphonie. Es ist nicht einfach, den richtigen Tonfall zu finden bei den zerklüfteten ersten beiden Sätzen, beim humoristischen Scherzo, dem heiklen Adagietto und dem hemdsärmelig optimistischen Finale. Doch hier wirkte das ganze Werkel überzeugender als bei manch prominenterem, erfahrenerem Orchester: in jeder Phrase stimmig und ausdrucksstark. Fabelhaft gelang die Dosierung.