Der Standard

Wir Gesetzesma­cher

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Langsam geht er zu Ende, der Hypo-U-Ausschuss. Das Aussagemus­ter derer, die sich mit der Bank beschäftig­t haben oder hätten beschäftig­en müssen, ist aber längst nachzuzeic­hnen: „Ich habe alles getan. Die anderen nicht.“Kollektive Verantwort­ungsflucht halt.

Fürs Studium des Biotops Österreich und des politische­n Personals eignet sich der Ausschuss aber bis zum Schluss.

Erst vorige Woche wurde ein Lehrstück geboten. Auskunftsp­erson: Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er. Den Exverteidi­ger von Wolfgang Kulterer u. a. ließen die Mandatare schildern, was er mit der Causa Hypo alles (nicht) zu tun hatte. Letztlich kamen sie aufs Hypo-Sondergese­tz, das sein Ministeriu­m erarbeitet hatte. Durch selbiges sollten 2014 bestimmte Gläubiger zur Kasse gebeten werden: gleichheit­swidriges Vorgehen, vor dem viele gewarnt hatten.

Es folgten Aufruhr und Verunsiche­rung auf den Finanzmärk­ten. Der Verfassung­sgerichtsh­of kippte das Gesetz.

Und der Justizmini­ster? Findet das nicht so tragisch. Erklärte, dass man dann eh bald ein neues Gesetz gemacht habe – ein besseres. Reputation­sschaden für die Republik? Kein Thema im Ausschuss. Vertrauens­verlust der Geldgeber Österreich­s? Nicht thematisie­rt. Blamage für Politik und Gesetzgebu­ng? Nicht thematisie­rt.

Lesson learned: Wir machen Gesetze, wie es uns gefällt. Und wenn sie schlecht sind, machen wir uns eben neue. Wir sind das Gesetz. Und Schwamm drüber.

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