Der Standard

Bikini-Atoll bleibt durch Atomtests verstrahlt

Insgesamt 67 Atombomben­tests führten die USA zwischen 1946 und 1958 auf den Marshall-Inseln durch. Nun sollen die verwaisten Atolle Rongelap und Bikini wieder besiedelt werden. Doch wie stark ist dort heute die Radioaktiv­ität? Die Antworten sind umstritte

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Forschung Spezial Seiten 23 bis 30

Washington/Wien – Das BikiniAtol­l im Südpazifik ist für zwei Dinge bekannt, die miteinande­r zu tun haben: In den 1940er- und 1950er-Jahren führten die USA am Bikini-Atoll und seiner Umgebung 67 Atombomben­tests durch. In dieser Zeit wurde auch deshalb die zweiteilig­e Badebeklei­dung für Frauen danach benannt.

Das Bikini-Atoll liegt im Nordosten der Marshall-Inseln, die heute unter einem anderen Problem leiden: Die beiden Hauptinsel­n sind so überfüllt, dass die Regierung des Inselstaat­s überlegt, Menschen wieder auf das Bikini-Atoll und die benachbart­e Insel Rongelap umzusiedel­n.

Dafür muss natürlich sichergest­ellt sein, dass die Radioaktiv­ität ausreichen­d gesunken ist. Und genau das haben nun Autumn Bordner (Columbia University) und ihr Team im Vorjahr überprüft. Bordner und ihre Kollegen führten Cäsium-137-Messungen auf insgesamt sechs Eilanden der nördlichen Marshall-Inseln durch: neben Bikini und der Bikini-Insel Nam noch auf Enewetak, Rongelap, Runit und Medren. Außerdem maßen sie noch die Strahlung auf der Hauptinsel Majuro und im Central Park von New York.

Als Grenzwert gelten 100 Millirem pro Jahr, und dieser Wert wurde bis auf eine Insel von allen Ei- landen unterschri­tten. Einzig die Insel Bikini tanzte mit 184 Millirem aus der Reihe, wobei im Inneren des Eilands noch höhere Werte gemessen wurden. Am Grenzwert kratzt übrigens auch der Central Park mit 100 Millirem. Dessen Radioaktiv­ität stammt vermutlich aus dem Granitgest­ein.

Was bedeutet das nun für die Wiederansi­edlungsplä­ne? Enewetak ist bereits besiedelt, Runit und Nam kommen nicht in Frage, da Runit ein Endlager beherbergt und Nam komplett zerstört ist. Die Werte des Bikini-Atolls sind für eine Besiedlung eindeutig zu hoch, schreiben die Forscher im Fachblatt PNAS.

Bleibt die Nachbarins­el Rongelap. Dort liegen die Werte zwar unter dem Grenzwert, doch Bordner und Kollegen befürchten, dass die Menschen dort mit womöglich radioaktiv belasteter Nahrung wie Fisch zu viel Cäsium-137 aufnehmen könnten. (tasch)

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 ??  ?? Am 25. Juli 1946 fand am Bikini-Atoll die sogenannte „Baker“-Explosion statt. Siebzig Jahre danach ist das Atoll immer noch so stark radioaktiv verseucht, dass an eine Besiedlung nicht zu denken ist.
Am 25. Juli 1946 fand am Bikini-Atoll die sogenannte „Baker“-Explosion statt. Siebzig Jahre danach ist das Atoll immer noch so stark radioaktiv verseucht, dass an eine Besiedlung nicht zu denken ist.

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