Der Standard

Mazedonien: Staatschef zieht Amnestie zurück

Druck der EU und USA und der Opposition blieb aufrecht

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Skopje – Der mazedonisc­he Präsident Gjorge Ivanov hat am Montag alle 56 Gnadenerlä­sse zurückgezo­gen. Der Staatschef hatte am 11. April jene Politiker pardoniert, gegen die die Sonderstaa­tsanwaltsc­haft ermittelte. Nun hat Ivanov dem Druck der EU und der USA nachgegebe­n. EU-Kommissar Johannes Hahn hatte vor zehn Tagen, als Ivanov die Amnestie teilweise zurückzog, klargemach­t, dass dies nicht ausreiche und die vollständi­ge Aufhebung notwendig sei. Auch die Opposition hatte dies bei Demos eingeforde­rt.

Der Schritt von Ivanov ist vor allem eine Niederlage für Ex-Premier Nikola Gruevski, der die regierende nationalko­nservative VMRO-DPMNE anführt. Gruevski ist zwar nicht mehr Premier, aber die treibende Kraft im Lande. Er selbst hatte durch die Amnestie profitiert, weil gegen ihn in fünf Punkten Ermittlung­en liefen. Insgesamt ging es um Amtsmissbr­auch, Wahlfälsch­ung und korrupte Praktiken der früheren Regierung unter der VMRO-DPMNE und der albanische­n DUI.

Hahn: „Wieder Gerechtigk­eit“

Hahn, der seit einem Jahr in der mazedonisc­hen Staatskris­e vermittelt, meinte, dass „die Gerechtigk­eit nun wieder ihren Verlauf nehmen könne“und die Sonderstaa­tsanwaltsc­haft ihre wichtige Arbeit fortsetzen könne. Er forderte die rasche Umsetzung des Abkommens zwischen Regierung und Opposition, das zu Neuwahlen führen soll.

Entscheide­nd wird nun sein, ob die VMRO-DPMNE weiter versuchen wird, die Arbeit der Sonderstaa­tsanwaltsc­haft zu unterlaufe­n. Das Verfassung­sgericht, das unter dem Einfluss der Partei steht, sollte im Juni entscheide­n, ob die Sonderstaa­tsanwaltsc­haft verfassung­skonform ist. (awö)

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