Die Flexibilität, der Geist, die Mentalität
Die ÖFB-Frauen haben das EM-Ticket praktisch fix, Teamchef Thalhammer hat ein Team voller Stärken
Wien – Es ist ziemlich kompliziert. Eigentlich hat Österreichs Frauenfußball-Nationalteam mit dem 4:0 gegen Israel am Montag in Horn seine Teilnahme an der Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden fixiert. Aber die Sache ist eben noch nicht ganz sicher. Österreich spielt am 20. September zum Abschluss der EM-Quali in Wales. Alle Gruppenersten, sowie die sechs besten Gruppenzweiten qualifizieren sich, wobei die Spiele gegen die Gruppenletzten gestrichen werden. Die beiden übrigen Zweitplatzierten spielen noch ein Playoffspiel.
Österreich führte bei Blattschluss die Gruppe 8 mit 16 Zählern vor Norwegen (zwei Spiele weniger) mit 13 Punkten an. Noch nie hat sich ein A-Team der Frauen für eine Europa- oder Weltmeisterschaft qualifiziert. Die Aufstockung der Teilnehmerländer von zwölf auf 16 half natür- lich. Aber nicht nur. Österreichs Frauenfußball hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Sagt auch Teamchef Dominik Thalhammer.
Mit der Quali, in der die Kickerinnen außer gegen Norwegen (Heimniederlage und Auswärtsremis) bisher alle Spiele gewonnen haben, ist Thalhammer, no na, „sehr zufrieden“. Österreich habe gegenüber den Topnationen aufgeholt. Und: „Unser Weg ist noch lange nicht zu Ende.“Die Spielweise wurde immer wieder adaptiert. „Wir haben 2011 angefangen, defensiv organisiert in der Raumdeckung zu spielen. Der nächste Schritt war Pressing. Da wir im Spielaufbau fehleranfällig waren, haben wir dann versucht, das Gegenpressing zu etablieren.“Mittlerweile ist man beim Ballbesitzspiel angelangt. Thalhammer: „Wir brauchen die Phasen in Ballbesitz, wo man sich auch einmal ausruhen kann, sonst wird das Ganze zu intensiv.“
Auch beim Spielsystem ist man mittlerweile flexibel. Begonnen wurde mit einem 4-4-2. „Jetzt wechseln wir innerhalb des Spiels zwischen zwei und drei Systemen hin und her.“Nina Burger (28) ist, egal in welchem System, Stürmerin. Und seit Montag mit 46 Treffern vor Toni Polster Österreichs Rekordtorschützin.
Zahlreiche Legionärinnen
In Thalhammers junger Elf ist Burger die Älteste. Vor einem Jahr wechselte die Tullnerin von Neulengbach zum SC Sand in die deutsche Bundesliga. Laut Thalhammer ist sie nur wegen der EM 2017 nach Deutschland gewechselt. „Man hat gesehen, dass noch einmal einiges weitergegangen ist.“Gegen Israel standen zehn Legionärinnen in der Startelf. Alle sind in Deutschland engagiert.
Seinen Stamm für die EM hat Thalhammer mehr oder weniger gefunden. „Es gibt fünf bis zehn Spielerinnen, die auch noch infra- ge kommen.“Die Spielerinnen sollten die Mentalität haben, sich entwickeln zu wollen. „Und sie sollen nicht das Thema Nationalteam abschließen, wenn der Lehrgang zu Ende ist.“Glücklicher Teamchef. Solche Spielerinnen hat er. „Das ist das Geniale an dieser Mannschaft.“
Entscheidend sei der Geist, der das Team durch die vergangenen Jahre getragen habe. „Dieser Geist wird uns auch bei der EM treiben, sodass wir dort eine Rolle spielen werden.“Eine Rolle wollen auch die ÖFB-Männer bei der EM in Frankreich spielen. Was ihnen Thalhammer zutraut? „Alles. Ich denke, sie werden die Vorrunde überstehen. Und in den K.-o.-Duellen ist alles möglich.“Im Übrigen tippt er auf die Titelverteidigung der Spanier. „Ich schätze ihren Spielstil sehr.“Keine Überraschung. Die Furia Roja beherrscht das Ballbesitzspiel meisterhaft. pInterview im Wortlaut auf
derStandard.at/Sport