Neue Öffi-Tarife in der Ostregion
Der Verkehrsverbund Ostregion (VOR) vereinheitlicht das Tarifsystem. Die Zoneneinteilung ist ab 6. Juli Geschichte. Auch Öffis in Städten werden Teil der Tarifregion. Manche Tickets werden billiger, andere – etwa die Jahreskarte für Mödling–Wien – teurer.
Wien / St. Pölten / Eisenstadt – Die Tarifzonengrafik des Verkehrsverbunds Ostregion (VOR) hat schon so manches Stirnrunzeln hervorgerufen. Ab 6. Juli muss sich keiner mehr über die weiß-grau-grünen Karos, die durch sie führenden Striche und deren kleine Beschriftung den Kopf zerbrechen. Die Tarifzonen, deren Darstellung VORGeschäftsführer Thomas Bohrn als „Torte oder Pizza“bezeichnete, sind dann Geschichte.
Mit 6. Juli tritt nämlich ein neues Tarifsystem des Verkehrsverbunds in Kraft. Von diesem Tag an ist für eine Fahrt von A nach B nicht mehr nachzuzählen, wie viele Zonen durchquert werden, sondern es wird ein Streckentarif für den gesamten Raum Wien, Niederösterreich und Burgenland berechnet. Wer innerhalb der Kernzone Wien bleibt, für den ändert sich nichts. Auch das in den drei Bundesländern geltende Top- Jugendticket bleibt von der Änderung unberührt.
Künftig geben Reisende online oder am Fahrkartenautomaten die Start- und Zieldestination ein, wählen die Kategorie – Einzelfahrschein, Tages-, Wochen-, Monatsoder Jahreskarte und etwaige Ermäßigungen – und erfahren den Ticketpreis. Seit Dienstag können Interessierte die künftigen Tarife für ihre Strecke auf einem OnlineTarifrechner auf vor.at ansehen.
Das neue System umfasst auch die Tarifgruppen im Verkehrsverbund Niederösterreich-Burgenland (VVNB). Für VOR- und VVNB-Gebiete gilt nun ein gemeinsames System. Auch die Stadtverkehre, etwa in St. Pölten und Wiener Neustadt, sind darin inkludiert. Fahrgäste erwerben mit ihrem Ticket das Recht, auf mehreren Verbindungen diese Strecke zurückzulegen, sowohl mit der Bahn als auch mit dem Bus. Das „persönliche Netz“, das sich dabei eröffnet, ist im Internet nachsehbar und lässt sich an den Vorverkaufsschaltern erfragen.
Für den Großteil der Fahrgäste werde das neue System kaum Auswirkungen auf den Preis haben, versichern die VOR-Geschäftsführer Thomas Bohrn und Wolfgang Schroll. Hauptverbindungen wie St. Pölten–Wien und Eisenstadt–Wien sollen praktisch unverändert bleiben. Ein Beispiel: Jahreskarten für St. Pölten–Wien kosteten bisher 1.585 Euro – ohne Stadtverkehr; ab 6. Juli sind es 1.588 Euro inklusive St. Pöltener Stadtverkehr und Kernzone Wien.
Teils billiger, teils teurer
Für Fahrgäste, die den öffentlichen Verkehr für kurze Strecken in Anspruch nehmen und dabei bisher eine Zonengrenze überschritten, soll der neue Tarif nach VOR-Informationen wesentlich günstiger werden.
Es gibt aber auch Passagiere, für die das neue System eine Verteuerung bringt. Ein Beispiel: Fahrgäste konnten von Mödling bisher relativ günstig nach Wien-Meidling fahren, da die eigentliche Einfahrt in die Wiener Zone nicht in den Preis eingerechnet wurde. Die Jahreskarte kostete 415 Euro – Weiterfahrten in Wien waren nicht inkludiert. Künftig gibt es die Möglichkeit, den VOR-Regionalverkehr in Wien (bestimmte Busse, SBahnen) mitzuzahlen (538 Euro) oder auch die Jahreskarte für Wien zu erwerben (780 Euro). Der Preis für die Einzelfahrt bleibt gleich.
Kommt es für Pendler zu Verteuerungen um mehr als zehn Euro im Monat, springen laut VOR im ersten Jahr die Länder (Niederösterreich, Burgenland) ein und übernehmen den Betrag, der darüber hinausgeht. Alte Streifenkarten sind noch bis Jahresende gültig, Jahreskarten bis Ende ihres Geltungszeitraums. Sie können aber auf Wunsch – wenn die neue Variante billiger käme – gebührenfrei eingetauscht werden.
Arbeiterkammer und Verkehrsclub Österreich (VCÖ) begrüßen das neue Tarifsystem als transparenter und übersichtlicher. Die AK rät den Kunden, sich auf der VOR-Website zu informieren, was in Zukunft auf ihrer Strecke gezahlt werden muss. Der VCÖ fordert als nächste Schritte eine Ausweitung des Angebots und zusätzliche Verbindungen. (spri)