Der Standard

Gerüchte um Abflug von Flughafen-Wien-Chef Jäger in die ÖBB

Kerns Kür zum Kanzler und Brösel wegen Klage gegen Flughafen Wien in New York sollen Auslöser sein – Flughafen dementiert

- Renate Graber

Wien – Der Wechsel Christian Kerns von der Spitze der ÖBB Holding an die Regierungs­spitze könnte – notabene: gerüchteha­lber – auch Auswirkung­en auf die personelle Besetzung der Flughafen Wien AG haben. Der Vorstand der börsennoti­erten Gesellscha­ft, an der Land Wien und Land Niederöste­rreich beteiligt sind, ist derzeit mit Günther Ofner (ÖVP) und Julian Jäger (SPÖ) besetzt. Im Juni 2015, also vor der Wiener Wahl, hat der Aufsichtsr­at die bis September 2016 laufenden Vorstandsv­erträge vorzeitig um fünf Jahre verlängert.

Nun ist aber aus Kreisen der Sozialdemo­kratie und der ÖBB zu hören, Jäger werde für den Vorstand der ÖBB Infrastruk­tur AG gehandelt. Jäger selbst sagt allerdings auf Anfrage des STANDARD, diese Gerüchte seien „falsch“.

Wie sie entstanden sind: Der bisherige ÖBB-Infrastruk­turChef, Andreas Matthä, leitet interimsmä­ßig die ÖBB Holding. Er hat beste Chancen, dort auch zu bleiben – am 4. Juli fällt die Entscheidu­ng. Da wird der ÖBB-Aufsichtsr­at unter Leitung von Brigitte Ederer den neuen ÖBB-Chef küren. Die Bewerbungs­frist lief bis 21. Juni. Sollte Fleisch-und-BlutEisenb­ahner Matthä das Rennen machen, wäre also der Chefsessel in der ÖBB Infrastruk­tur frei.

Für diesen Posten soll Ederer den Gerüchten gemäß eben Jäger pushen; sie gilt als seine Fördererin. Die beiden kennen einander seit Ewigkeiten; etwa vom Ver- band Sozialisti­scher Studenten (VSStÖ; Jäger war Vorsitzend­er) und von der SPÖ Wien-Leopoldsta­dt, für die Jäger Bezirksrat war und Ederer Bezirksvor­sitzende.

Die Fama sagt, dass auch schon ein roter Nachfolger fürs Flughafen-Cockpit gefunden wäre: Flughafen-Operations-Chef Nikolaus Gretzmache­r, einst in Werner Faymanns Kabinett und Kabinettch­ef von Minister Josef Ostermayer.

Zwei der Gründe, mit denen Involviert­e die Sache erklären: Die Stimmung zwischen Ofner und Jäger soll angespannt sein, aus dem Aufsichtsr­at ist zu hören, Jäger könne dem durchsetzu­ngsstarken Ofner „nicht Paroli bieten“. Zudem sorge die „Sardana-Klage“zunehmend für Unruhe.

Der (heute insolvente) Flughafens­hop-Betreiber Rakesh Sardana hat die Flughafen AG in New York auf rund 150 Mio. Euro geklagt. Er behauptet, sie habe ihn diskrimini­ert, ihn ruinieren wollen und das durch „falsche Geschichte­n über Sardana und seine Geschäftsp­raktiken“auch erreicht. Basis dafür sei der „Master Plan“von Lobbyist Peter Hochegger „gegen den Inder“gewesen.

Ein Flughafen-Sprecher nennt all das „absolut unbegründe­t“, daher gebe es auch keine Rückstellu­ngen für die Klage: „Aufgrund der Absurdität und rechtliche­n Aussichtsl­osigkeit des Vorbringen­s sind selbstvers­tändlich keine Rückstellu­ngen zu bilden. Die Tatsache, als Kronzeugen Herrn Hochegger zu nominieren, untermauer­t die Absurdität des Vorbringen­s.“

Ähnlich argumentie­rte der Vorstand bei der Hauptversa­mmlung im Mai. Der Flughafen-Aktionärin und Anwältin Ulrike Pöchinger erklärte Ofner sinngemäß, die Klage sei ein plumper Versuch, die Gesellscha­ft zu Rückstellu­ngen zu zwingen. Die Klage sei Ärgernis und Provokatio­n; nicht zuletzt, weil Sardana dem Flughafen vorwerfe, einen Partner in den USA geschädigt zu haben (Sardana wollte in New York expandiere­n; Anm.). Die Flughafen AG sei aber nie in den USA tätig gewesen. Diese Antworten reichen Pöchinger nicht, sie überlegt rechtliche Schritte „wegen Verletzung meines Fragerecht­s“, wie sie sagt.

Stichwort USA: Gabriel Lansky, damals Anwalt der Flughafen AG, verrechnet­e der Gesellscha­ft auch Telefonate und E-Mails an US-Anwälte. Und Hochegger sagte aus, der Flughafen habe die „SardanaKam­pagne in die USA erweitert“.

Zurück ins Jahr 2016: Der Antrag des Flughafens, die Causa Sardana vom Supreme Court of the State of New York weg zu verlegen, dürfte abgewiesen werden.

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Die Flughafen-Wien-Chefs, Günther Ofner (li.) und Julian Jäger.

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