Der Standard

EU-Parlamenta­rier für breite Reform der Verträge ab 2017

- Thomas Mayer aus Brüssel

Nach der Entscheidu­ng der Briten zum EU-Austritt werden im Europäisch­en Parlament die Stimmen lauter, dass die Union eine grundlegen­de Reform angehen müsse, um die gemeinscha­ftliche Politik zu stärken. Es sei ein Irrtum, aus dem Brexit den Schluss zu ziehen, dass die Mehrheit der Europäer „weniger Europa“wollte, sagte der Fraktionsc­hef der Liberalen, Guy Verhofstad­t, bei der Sitzung. Alle Umfragen zeigten das Gegenteil, „die Menschen wollen mehr Europa, damit die dringendst­en Probleme gelöst werden“.

Ob Wirtschaft­skrise, Arbeitslos­igkeit oder Migrations­problem, den meisten sei sehr bewusst, dass dies nicht auf der nationalen Ebene zu lösen sei. Allerdings sei es in den vergangene­n 20 Jahren zu einer Situation der Lähmung gekommen, das „Europa à la carte“mit zu viel Regulierun­g müsse beendet und durch ein entscheidu­ngsfähiges Konzept ersetzt werden, sagte Verhofstad­t in Brüssel.

Der frühere belgische Premiermin­ister legte als Berichters­tatter des Verfassung­sausschuss­es ein Konzept vor, das im Herbst auf den Weg gebracht werden soll.

Reform zu 60. Jahrestag

Ihm schwebt eine Art Kerneuropa vor, in dem die Staaten sich auf einen gemeinsame­n Außen- und einen gemeinsame­n Innenminis­ter einigen. Mehr Integratio­n müsse es auch bei der inneren Sicherheit und dem Schutz der EUAußengre­nzen geben. EU-Staaten, die nicht mitmachen wollten, sollten eng assoziiert bleiben.

Die Bürgerrech­te müssten weiter gestärkt werden, betonte er. Es gelte daher auch, dem Parlament mehr Rechte gegenüber den Regierunge­n zu geben.

Als Start für einen EU-Reformkonv­ent nennt er den 25. März 2017. Da jährt sich zum 60. Mal der Tag der Unterzeich­nung der Römischen Verträge zur Begründung der Gemeinscha­ft.

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