Der Standard

KOPF DES TAGES

Neuer Lotse des vatikanisc­hen Supertanke­rs

- Gianluca Wallisch

Wie hoch kann jemand, der kein Geistliche­r ist, auf der Karrierele­iter des Vatikans emporsteig­en? Wohl kaum höher als Greg Burke, der Anfang August neuer Pressespre­cher des Kirchensta­ats wird.

Vor dem renommiert­en Vatikan-Journalist­en übten bereits weitere zwei Laien diese Funktion im „Presseamt des Heiligen Stuhls“aus: Federico Alessandri­ni (von 1970 bis 1976) und Joaquín Navarro-Valls (von 1984 bis 2006). Die anderen Pressechef­s waren durchwegs Geistliche, so auch der 2006 von Papst Benedikt XVI. eingesetzt­e Jesuit Federico Lombardi, der nun in den Ruhestand geht.

Eine Premiere ist die Herkunft des „Neuen“: Burke kommt aus dem USBundesst­aat Missouri, wo die Katholiken einen Bevölkerun­gsanteil von bloß 13 Prozent ausmachen. Jedenfalls passt seine Weltanscha­uung gut zum Jobprofil: „Ich bin ein altmodisch­er Katholik aus dem Mittleren Westen, dessen Mutter jeden Tag in die Messe ging“, beschreibt der 56-Jährige seine religiösen Wurzeln.

Diese festigte der im selbstgewä­hlten Zölibat lebende Junggesell­e im Opus Dei, dem 1928 von Josemaría Escrivá gegründete­n erzkonserv­ativen Laienorden, dem auch Vorvorgäng­er Navarro-Valls oder etwa der St. Pölt- ner Bischof Klaus Küng angehören.

Zweieinhal­b Jahrzehnte lang hatte Burke bereits als „vaticanist­a“aus Rom berichtet, als er 2012 überrasche­nd zum Kommunikat­ionsstrate­gen des Vatikans ernannt wurde. Offiziell sollte er Lombardi unterstütz­en, hinter den Kulissen sahen das manche anders: Burke, bis dahin in Diensten des US-Senders Fox News stehend, sollte den Vatikan endlich ins Informatio­nszeitalte­r hieven. Die Kirche hatte zuletzt (Stichworte: Missbrauch­sskandale und HolocaustL­eugner Williamson) wieder einmal katastroph­al schlecht agiert.

Als Amerikaner hat der Absolvent der New Yorker Columbia School of Journalism mitunter mit Imageprobl­emen zu kämpfen, doch er versichert: Er sei kein stürmische­r US-Marine, sondern glaube an Besonnenhe­it und Beständigk­eit. „Einen Wandel im Vatikan herbeizufü­hren geht so langsam vonstatten, wie einen Supertanke­r über das Meer zu manövriere­n.“

Burkes Agenda sieht nicht weniger vor als eine komplette Neuordnung der vatikanisc­hen Kommunikat­ionsarbeit: Ende des Jahres sollen Radio Vatikan und der TV-Sender CTV fusioniere­n, 2018 wird es sogar ein neues „Ministeriu­m“geben: das Sekretaria­t für Kommunikat­ion.

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Foto: Osservator­e Romano / Reuters Der US-Journalist Greg Burke ist neuer Pressespre­cher des Papstes.

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