Schätze im X-Bereich der Künste
Workshops für bildende Künstler und Choreografen mit Open Level
Der Buchstabe X kann einiges. Auf Piratenkarten markiert er vergrabene Schätze, auf Wahlzetteln verändert er mitunter die Gesellschaft. Und zwischen die Begriffe „visual arts“und „dance“hingeschrieben, sorgt so ein X für ganz neue Blicke auf Interdisziplinarität: Die Künste scheinen nicht bloß addiert, sondern gleich miteinander multipliziert zu sein.
Auf solche Arithmetik baut die Workshop-Reihe „visual arts X dance“des Impulstanz-Festivals. Deren Konzept besteht darin, je einen Vertreter oder eine Vertreterin der bildenden Kunst mit einer Choreografin oder einem Choreografen zusammenzuspannen, auf dass Ideen miteinander verkreuzt und allerhand reizvolle Spannungsfelder eröffnet werden. Mehr als 40 Paarungen hat der Künstler Tino Sehgal, Mastermind der Reihe, zusammen mit Louise Höjer und Rio Rutzinger vorgenommen, viele davon sind „Blind Dates“. Selbige könnte es übrigens auch unter den Teilnehmern geben: Die Reihe richtet sich ausdrücklich gleichermaßen an Laien wie an Experten.
Die Herangehensweisen sind dabei ganz unterschiedlich: Die US-Choreografin Maria Hassabi und der Brüsseler Galerist Jan Mot etwa legen ihren Workshop im August als Spaziergang durch den Belvederegarten an. Koo Jeong A und Jennifer Lacey arbeiten im Laborsetting, wenn sie mit Gerüchen experimentieren.
Die Eröffnung übernehmen indes kommenden Sonntag im Leopold-Museum der französische Ausnahmechoreograf Jérôme Bel und die Berliner Kunsthistorikerin Dorothea von Hantelmann: An introductory event to the workshop series visual arts X dance ( 17. 7., 18.30, Eintritt frei).
Entgrenzung der Künste
Für beide gehört Interdisziplinarität zum täglich Brot: Der 1964 geborene Bel holte in den 1990ern – nicht nur unter Beifallsstürmen des Tanzpublikums – Ideen der Konzeptkunst auf die Theaterbühne. Seine Dialogpartnerin von Hantelmann kuratierte Projekte performativer Kunst und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Sonderforschungsbereich betreffend die „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“.
Ab Montag geht es dann weiter mit dem fünf Tage geöffneten Workshop Wormhole Through Your Brain: Der in Berlin lebende Performancekünstler Justin F. Kennedy und der Kanadier Jeremy Shaw – bildender Künstler, Musiker und „Researcher of Intoxication“– wollen in ihrem Labor durch physische und mentale Übungen verschiedene Arten von Trancezuständen „schüren“. (rg)