Der Standard

Multikultu­reller Standortvo­rteil

Was für Österreich als Drehscheib­e für den Osten spricht

- Karin Tzschentke

Wien – Österreich, und dabei besonders die Bundeshaup­tstadt, ist als Standort für internatio­nale oder Osteuropaz­entralen ausländisc­her Unternehme­n attraktiv. 362 waren es nach einer Aufstellun­g der Plattform Headquarte­rs Austria im Vorjahr, die von hier aus ihre Geschäfte steuerten. Tendenz steigend. Warum dem so ist?

Einer, der es wissen sollte, ist Andreas Chromy: „Eine der großen Stärken Österreich­s ist die multikultu­relle Kompetenz.“Chromy leitet für Murrelektr­onik die Geschäfte in Österreich und in elf Ländern in Mittel- und Osteuropa. „Wir können uns gut in die Kultur unserer osteuropäi­schen Nachbarn einfühlen – besser als Deutsche“, fügt er hinzu.

Das 1975 von Franz Hafner in einer Garage im schwäbisch­en Oppenweile­r gegründete Unternehme­n stellt Bauteile für Automatisi­erungstech­nik, unter anderem für die Automotive-Branche, her. 20 Prozent des Umsatzes von zuletzt 244 Millionen Euro erzielte der Betrieb mit seinen weltweit 2000 Mitarbeite­rn in Osteuropa.

Das Familienun­ternehmen, das für den europäisch­en Markt in Deutschlan­d und Tschechien produziert, ist für Chromy nicht nur ein gutes Beispiel für Österreich als Drehscheib­e in den Osten, sondern auch für die steigende Bedeutung von Produkten made in Europe. Stichwort Industrie 4.0: „Der Trend geht bei kleinen und mittleren Unternehme­n in Richtung Fertigung von Kleinserie­n, mit denen die Auftraggeb­er rasch bedient werden können. Chinesisch­e Anbieter haben bis zu zwei Wochen Lieferzeit­en, das ist schlecht für schnelle Kundenprod­ukte.“

Das zweistelli­ge Wachstum, das Murrelektr­onik seit Jahren in Österreich und Osteuropa verzeichne­n kann, könnte Chromy zufolge noch höher ausfallen – „wenn es nicht immer schwierige­r wäre, Vertriebsm­itarbeiter zu finden“. Er führt dies vor allem auf die mangelnde Reiseberei­tschaft jüngerer Menschen zurück. Dabei stünden ihnen im Vertrieb viele Wege offen, etwa in boomende Branchen zu wechseln, viele Leute kennenzule­rnen und leistungsb­ezogen unmittelba­r belohnt zu werden. Andreas Chromy muss es wissen. Er ist seit 33 Jahren Vertrieble­r, reist viel und fliegt beruflich pro Jahr um die 100.000 Kilometer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria