Der Standard

Gesichtsko­ntrolle

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In Österreich will man immer gerne etwas verbieten. Wenn es um ein Thema in einem gewissen Zusammenha­ng mit dem Islam geht, sind unsere rechtskons­ervativen Herren immer bereit zu Wortspende­n. So auch beim Burkaverbo­t.

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka weiß immerhin, dass es da gewisse „verfassung­srechtlich­e Schwierigk­eiten“gibt, kann sich aber ein „punktuelle­s Verbot der Vollversch­leierung etwa beim Autofahren, bei der Einreise oder bei Demos vorstellen“.

Der freiheitli­che Anfechtung­skandidat für die Bundespräs­identschaf­t, Norbert Hofer, ist da schon forscher: „Ich halte ein Burkaverbo­t für sinnvoll“. Außenminis­ter Sebastian Kurz sprang dann flugs auf: Auch er fordert ein Vollversch­leierungsv­erbot.

Werden sich die Herren dann vor den Luxushotel­s und der Goldenen Meile in der Wiener Innenstadt oder in Zell am See aufstellen und verschleie­rte Damen beamtshand­eln? Denn die Vollversch­leierung, die nur die Augen freilässt (übrigens eher Niqab als Burka) sieht man praktisch nur bei nahöstlich­en Touristinn­en. Wird Sobotka Niqab-Trägerinne­n aus den Emirates gnadenlos zurückweis­en? Wird Kurz in seiner Mittagspau­se Luxusbouti­quen am Kohlmarkt kontrollie­ren?

Oder sollte man nicht eher ein Verbot für Regierungs­mitglieder überlegen, auf jedes populistis­che Krawallthe­ma aufzusprin­gen?

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