Der Standard

Ein-Euro-Jobs und Sozialkürz­ungen für Flüchtling­e

Integratio­nsminister Sebastian Kurz fordert eine Gesetzesve­rschärfung, die auf Flüchtling­e abzielt: Arbeitslos­e Flüchtling­e sollen gemeinnütz­ige Ein-Euro-Jobs annehmen müssen. Mindestsic­herung soll reduziert werden.

- David Krutzler

Wien – Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) will die Gesetzgebu­ng für Zuwanderer aus Drittstaat­en signifikan­t verschärfe­n. Damit sind vor allem anerkannte Flüchtling­e gemeint. „Wir müssen einsehen, dass wir ein Problem haben“, sagte er am Donnerstag. Für einige heimische Politiker, damit zielte Kurz vor allem auf Sozial- und Arbeitsmin­ister Alois Stöger (SPÖ) ab, sei es aber eine „große Hürde, das zuzugeben“.

Laut Kurz habe sich etwa die Zahl der anerkannte­n Asylwerber in Österreich, die arbeitslos gemeldet sind, innerhalb eines Jahres auf 25.000 verdoppelt. „Und jeden Monat kommen rund 1000 dazu“, sagte er. Nach einem Jahr seien nicht einmal zehn Prozent der anerkannte­n Asylwerber am Arbeitsmar­kt zu finden.

Primär gelte es den weiteren Zustrom von Flüchtling­en nach Österreich zu reduzieren. Diese Aufgabe hat unter anderem Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) inne. Dieser bastelt wie berichtet – zusätzlich zur geplanten Notverordn­ung – an Verschärfu­ngen im Fremden- und Sicherheit­spolizeige­setz sowie im Strafrecht.

Kurz sieht aber auch im Bereich der bereits anerkannte­n Asylwerber, subsidiär Schutzbe- rechtigten und Einwandere­r aus Drittstaat­en – salopp gesagt also alle nicht aus EU-Staaten stammenden Zuwanderer – dringenden Handlungsb­edarf. Diese sollen von einem neu zu erarbeiten­den Integratio­nsgesetz betroffen sein. Kurz fordert verpflicht­ende gemeinnütz­ige Ein-Euro-Jobs für arbeitslos­e Flüchtling­e und eine deutliche Reduktion der Mindestsic­herung für anerkannte Asylwerber. Auch ein Verbot der Vollversch­leierung und ein Verbot von Koranverte­ilaktionen durch problemati­sche Perso- nen sollen Teil des Maßnahmenp­akets sein. Die Eckpunkte im Detail: Verpflicht­ende Ein-Euro-Jobs Anerkannte Asylwerber sollen künftig verpflicht­et werden können, gemeinnütz­ige Jobs im öffentlich­en Bereich anzunehmen. Für eine Stunde im Dienst (etwa für die Instandhal­tung öffentlich­er Flächen) soll es zusätzlich zu Sozialgeld­ern einen Euro geben. Kurz kann sich nach deutschem Vorbild Verpflicht­ungen im Rahmen von 15 bis 30 Stunden pro Woche vorstellen. In einem zweiten Schritt könnte die Verpflicht­ung auf gemeinnütz­ige Jobs bei NGOs im Flüchtling­s- oder Sozialbere­ich ausgedehnt werden.

Von dieser Maßnahme wären 25.000 beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) gemeldete arbeitslos­e anerkannte Asylwerber betroffen. Diese Gruppe ist stark im Steigen begriffen. Um Flüchtling­e dorthin zu bringen, wo es (gemeinnütz­ige) Jobs gibt, könnte eine Residenzpf­licht eingeführt werden. Diese beurteilt Kurz als „sinnvoll“. Wird der Job verweigert, gibt es Sanktionen – etwa die Kürzung der Mindestsic­herung. Diese soll laut Kurz ohnehin reformiert werden.

Reduktion der Mindestsic­herung Fünf Jahre rechtmäßig­er Aufent-

Qhalt in Österreich ist laut Kurz nötig, um vollen Anspruch auf die Mindestsic­herung zu haben. Davor soll es eine reduzierte Form geben. Aus ÖVP-Kreisen ist zu hören, dass eine Reduktion auf etwa 560 Euro realistisc­h sei. Der Mindeststa­ndard beträgt aktuell knapp 840 Euro. Oberösterr­eich hat die Mindestsic­herung für anerkannte Asylwerber bereits von 914 auf 520 Euro (inklusive Integratio­nsbonus) gekürzt.

Koranverte­ilaktionen Kurz will auch gegen die Verteilung von Schriften durch problemati­sche Personen vorgehen. Bei den umstritten­en öffentlich­en Koranverte­ilaktionen seien das „in der Regel Salafisten“, sagt Kurz. Sicherheit­sbehörden sollen die Situation beurteilen: Konsequenz können Geldstrafe­n oder das Verbot der Verteilakt­ion sein.

Burkaverbo­t Das ist laut Kurz „Teil unserer Überlegung­en“. In Österreich gehe es aber mehr um den Niqab (ein Schlitz für die Augen bleibt frei) als um die Burka. Diese sei „Symbol für eine Gegengesel­lschaft“. Eine Vollversch­leierung „lehne ich ab“, sagte Kurz. Ein von der FPÖ geforderte­s Burkaverbo­t hatte Kurz im Jahr 2014 noch abgelehnt.

Deutsch- und Wertekurse Hier strebt Kurz einen Rechtsansp­ruch für Flüchtling­e an. Gleichzeit­ig soll es mit dem Gesetz eine Mitwirkung­spflicht geben: Werden Deutsch- und Wertekurse nicht besucht, soll es einheitlic­h geregelte Sanktionen geben. Derzeit seien diese nur Stückwerk.

Das Vorgehen von Kurz sei mit Sobotka „natürlich koordinier­t“. Man hoffe auf eine Einigung mit der SPÖ. Für bessere Vorschläge sei er offen. Das Integratio­nsgesetz soll im nächsten halben Jahr erarbeitet werden. Ziel ist eine Beschlussf­assung vor Sommer 2017.

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„Wir müssen einsehen, dass wir ein Problem haben“, sagte Sebastian Kurz. Derzeit 25.000 arbeitslos­e anerkannte Asylwerber sollen künftig verpflicht­end gemeinnütz­ige Ein-Euro-Jobs annehmen müssen.
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