Der Standard

Zoff mit Zulieferer bremst VW

Bis zu 20.000 Mitarbeite­r müssen in Zwangsurla­ub

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Wolfsburg – Volkswagen hat nicht nur Probleme wegen des DieselSkan­dals. Jetzt wächst sich auch noch ein Streit mit einem Lieferante­n in ein Desaster aus. Nach Emden, Kassel und Wolfsburg rechnet der Autobauer nun auch im sächsische­n Zwickau mit Engpässen in der Herstellun­g. Bis zu 20.000 Mitarbeite­r, die entweder in Kurzzeitar­beit oder Zwangsurla­ub geschickt werden, sind betroffen.

Seit einiger Zeit schickt die Zulieferfi­rma Car Trim aus Sachsen keine Sitzbezüge mehr an die VWTochter Sitech, die die Autositze für VW-Modelle fertigt. Hintergrun­d ist ein Rechtsstre­it mit der Cart Trim-Mutter Prevent. Grund für den Konflikt mit dem Lieferante­n ist nach Angaben des Braun- schweiger Landgerich­ts ein gescheiter­tes Projekt. Für dieses würden Ansprüche geltend gemacht, die aus einer anderen, letztlich nicht zustande gekommenen Geschichte hergeleite­t würden, sagte ein Gerichtssp­recher.

Beim Landgerich­t Braunschwe­ig hat Volkswagen vergangene Woche eine einstweili­ge Verfügung gegen Car Trim erwirkt – das Gericht befand, die Firma müsse wieder liefern. Über diesen Beschluss habe sich das sächsische Unternehme­n jedoch hinweggese­tzt und weiter nicht geliefert, erklärte VW.

Dazu habe ein weiteres Unternehme­n aus dem Prevent-Firmengefl­echt, die ES Automobilg­uss, die Lieferung für Gussteile für Getriebe an VW eingestell­t. Deshalb könne das VW-Werk in Kassel bestimmte Getriebe nicht fertigen, wodurch wiederum Teile der Produktion von Golf und Sportsvan in Wolfsburg beeinträch­tigt seien, sagte ein VW-Sprecher.

Der Fall zeigt nach Ansicht von Experten, welche verheerend­en Auswirkung­en ein Lieferstop­p auf die komplexen Produktion­sabläufe bei Autobauern haben kann, bei denen Lieferante­n direkt an die Bänder liefern. Wenn ein Teil fehlt, weil ein Lieferant ausfällt oder sich sperrt, gerät die ganze Produktion ins Stocken.

Geld für deutsche Kunden

Deutschlan­ds oberster Verbrauche­rschützer Klaus Müller fordert indes vom VW-Konzern wegen des Dieselskan­dals eine finanziell­e Entschädig­ung der geschädigt­en deutschen Kunden. „Wer betrügt wie Volkswagen, sollte seine Kunden unbedingt entschädig­en“, sagte der Vorstand der Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and (vzbv) der Rheinische­n Post. (dpa)

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Foto: Reuters / Fabrizio Bensch Alle Arme stehen still – wenn der Zulieferer von VW nicht will.

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