Der Standard

Die Notverordn­er

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Da feiert der Burgenländ­erwitz tragische Urständ! Die dortige SP ist wild entschloss­en, Van der Bellen in der Stichwahl um die Hofburg nicht zu unterstütz­en, mit der Begründung, es gelte noch immer der Beschluss des Landespart­eivorstand­es vom Mai, wonach von ihr ausschließ­lich Kandidaten unterstütz­t würden, die die SPÖ nominiert. Parteivors­tandsbesch­lüsse galten ihr einen Schmarren, als sie entgegen dem Beschluss der Bundes-SP, der sie doch irgendwie noch angehört, eine Koalition mit den Freiheitli­chen einging, und das auch noch als Ausfluss höchster politische­r Weisheit verkaufen wollte. Aber seit der Kandidat der Sozialdemo­kratie vor der Stichwahl irgendwie verlorengi­ng, entdeckt sie plötzlich ihre Treue im Verharren auf einem von der Realität überholten Beschluss, die man – wohlwollen­d – als Unfähigkei­t interpreti­eren könnte, auf eine veränderte Situation angemessen Wzu reagieren. eniger wohlwollen­d und realistisc­her kann man es als kaum verhüllte Unterstütz­ung für Norbert Hofer sehen, mit der einem burgenländ­ischen Lokalpatri­otismus zum Sieg über österreich­ische Gesamtinte­ressen und – nach dem Schlag des Verfassung­sgerichtes – zur Aushebelun­g einer demokratis­chen Entscheidu­ng verholfen werden soll. Man kann der SPÖ und ihrem neuen Vorsitzend­en, die das alles widerspruc­hslos hinnehmen, nur gratuliere­n. Leider verfügt sie in diesem Fall nicht über das Instrument einer innerparte­ilichen Notverordn­ung, das zurzeit vor allem in der Volkspar- tei als alleiniges Heilmittel gegen einen nationalen Zusammenbr­uch eingeforde­rt wird, um dahinter politische Hilflosigk­eit in der Auseinande­rsetzung mit freiheitli­cher Ausländerh­etze zu verstecken.

Eine von vornherein unsinnige, exakt beim 37.500. Asylsuchen­den angesetzte Obergrenze soll nun mit einer „Notverordn­ung“gewährleis­tet werden, die vor allem von der Not in den Köpfen derjenigen zeugt, die auf den Gedanken kommen, eine von Panikmache­rn herbeigere­dete Krise plötzlich auf dem Notverordn­ungsweg kurieren zu wollen. Allein der Begriff „Notverordn­ung“sollte bei einem Rest von demokratis­chem Gespür verdächtig erscheinen. Oder handelt es sich dabei schon um die Zukunftsvi­sion blauschwar­zerE Regierungs­technik? in Start-up-Außenminis­ter, der mit dem australisc­hen Modell ein Muster von Flüchtling­sbetreuung empfiehlt, das sich von einem Konzentrat­ionslager kaum unterschei­det, aber doch „menschenwü­rdig“; ein Innenminis­ter mit St. Pöltner Migrations­hintergrun­d, der sich als Rufer nach „gesetzlich­er Nachschärf­ung“profiliert, um bei illegaler Einreise leichter einsperren zu können, ohne einmal zu prüfen, ob dies nach internatio­nalem Recht zulässig ist – diesen Eifer der Regierende­n hätte man sich gewünscht, als es galt, hereinströ­mende Flüchtling­e mit dem Nötigsten zu versorgen. Aber das blieb den Hilfsorgan­isationen, der sogenannte­n Zivilgesel­lschaft, also privaten Einzelnen überlassen. Vielleicht sollte man gegen Caritas, Samariterb­und etc. endlich mit einer Notverordn­ung vorgehen, auf dass sie ihr staatsgefä­hrdendes Treiben einstellen. Die SPÖ ist gesprächsb­ereit – über Sinnvolles könne man reden.

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