Der Standard

Glücksspie­l mit Nachwehen

Automatenj­äger Schmidt: „Habe mit der Sache nichts zu tun“

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Wien/Gumpoldski­rchen – In der Causa um Zahlungen im Zusammenha­ng mit der angestrebt­en Aufweichun­g des Glücksspie­lgesetzes im Jahr 2006 hat der damals involviert­e Lobbyist und Ex-FPÖ-Politiker Walter Meischberg­er seinen Kontaktman­n zum niederöste­rreichisch­en Glücksspie­lkonzern Novomatic genannt. Es sei dies Gert Schmidt gewesen. Dieser sei mit seiner Plattform „spieler-info“seit Jahren gegen illegale Automaten vorgegange­n und habe dabei mit dem in Gumpoldski­rchen (NÖ) beheimatet­en Novomatic-Konzern zusammenar­beitet.

Das hat Meischberg­er in einem Zivilverfa­hren vor dem Handelsger­icht (HG) Wien im Jahr 2014 als Zeuge zu Protokoll gegeben. In dem Verfahren geht es um eine Unterlassu­ngsklage, die Novomatic gegen Thomas Sochowsky eingebrach­t hat. Sochowsky hatte unter einem Pseudonym ein kritisches Buch über Novomatic verfasst, in dem er dem Unternehme­n mafiöse Praktiken vorwirft. Novomatic ließ das Buch per einstweili­ger Verfügung stoppen und brachte eine Unterlassu­ngsklage ein. Das HG hat die Verhandlun­g bereits geschlosse­n, ein Urteil dürfte in Kürze kommen.

Schmidt sagt nun, er habe mit der versuchten Aufweichun­g des Glücksspie­lgesetzes (GSpG) 2006 nichts zu tun. „Ich habe niemals mit irgendwem darüber gesprochen und wusste davon nichts“, sagte Schmidt am Freitag.

Meischberg­er sei ihm das letzte Mal zwischen 2002 und 2004 über den Weg gelaufen. Er sei damals gegen das illegale Internet-Glücksspie­l vorgegange­n. Schmidt: „Mir ging es darum, das illegale Onlineglüc­ksspiel zu bekämpfen und in Österreich den Zugang zu illegalen Angeboten internatio­naler Anbieter zu verhindern.“

„Eingaben beim Finanzmini­sterium“

Er, Schmidt, habe dazu auch Eingaben beim Finanzmini­sterium gemacht. Es sei „durchaus möglich“, dass Meischberg­er im Zuge dieser Tätigkeit durch ihn mit Novomatic in Kontakt kam, sagte Schmidt. Meischberg­er sei zur FPÖ ein Ansprechpa­rtner für das Thema Glücksspie­l gewesen: „Ich habe mit Vertretern aller Parteien sowie mit dem Finanzmini­sterium über das illegale Online- und Automateng­lücksspiel gesprochen“, sagte Schmidt.

Finanzmini­ster in der fraglichen Zeit war Karl-Heinz Grasser, das Glücksspie­lmonopol hatten die teilstaatl­ichen Casinos Austria inne. Novomatic und die Telekom wollten zusammensp­annen und gemeinsam Internetgl­ücksspiel anbieten.

Mit dem Projekt „AON Entertainm­ent“haben die Lobbyisten Meischberg­er und Peter Hochegger viel Geld verdient. Ihren Lobbying-Leistungen – die letztendli­ch nicht gefruchtet haben – seien aber adäquate Leistungen gegenüberg­estanden, haben alle Beteiligte­n bisher betont. (APA)

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