Der Standard

Lehrer, Großmaul, Religionss­tifter

Die New Yorker Hip-Hop-Legende KRS- One gastiert am kommenden Dienstag in der Wiener Arena

- Karl Fluch

Wien – Mittlerwei­le ist er bei der Religion angelangt. Zuerst hat er den Temple of Hip-Hop gegründet, eine Glaubensge­meinschaft mit 18 Grundsätze­n. Sogar den Sanktus der Uno hat er sich dafür geholt. Wahrschein­lich ist das steuerlich günstiger. Und er verbreitet den Gospel of Hip-Hop, sieht sich als Autor des gleichnami­gen Buches als ein Vorreiter einer (Hip-Hop-)Religion, die in hundert Jahren alle anderen abgelöst haben soll. Ob das piefkinesi­schen Gangsta-Rap ebenfalls meint, konnte nicht lückenlos recherchie­rt werden. Man könnte eigentlich abwinken, doch es geht um KRS-One.

Der predigt die Lehre des HipHop seit über 30 Jahren. Kommenden Dienstag bittet der von Flugangst geplagte Missionar zu einer deshalb raren Messe außerhalb der USA in die Wiener Arena.

KRS-One ist eine der großen Persönlich­keiten des Fachs. Begonnen hat der bürgerlich Lawrence Parker gerufene New Yorker als eine Art Gangster mit pädagogisc­hem Auftrag. Als selbsterna­nnter Teacher zählt er zu den wichtigste­n Protagonis­ten des Ostküsten-Hip-Hop, der, Mitte der 1980er aus der Bronx kommend, die Welt eroberte. Mit Boogie Down Production formuliert­e er griffige Raps aus seinem kleinkrimi­nellen Umfeld, befördert wurden diese von minimalist­ischen Beats und knappen Samples.

Dem Ghetto entfliehen

Damit bereitete er dem GangstaRap den Weg, doch der heute, Samstag, 51 Jahre alt werdende KRS-One sah sich für anderes bestimmt. Zwar inszeniert­e er sich zu Beginn seiner Karriere in kämpferisc­hen Posen, zitierte den radikalen Bürgerrech­tler Malcom X, doch er erkannte Hip-Hop früh als Mittel, dem Ghetto zu entfliehen. Er gründete das Stop the Violence Movement, nachdem sein Partner Scott La Rock und ein Fan bei ei- nem seiner Konzerte ermordet worden waren. Nach Alben wie Criminal Minded, By All Means Necessary und Ghetto Music: The Blueprint of Hip Hop folgte 1990 Edutainmen­t.

Edutainmen­t ist ein Hybrid aus den Wörtern Education und Entertainm­ent, das den Ansatz von KRS-One auf den Punkt brachte, Bildung über Unterhaltu­ng zu vermitteln. Auch sein Nom de Guerre – KRS-One steht für „Knowledge Reigns Supreme Over Nearly Everyone“– wurzelt in dieser Mission. Berührungs­ängste kennt er keine, 1991 rappte er für die USRockband R.E.M. im Radio Song auf deren Erfolgsalb­um Out Of Time und erhöhte damit seine Be- kanntheit jenseits der eigenen Fanbase beträchtli­ch.

Nach fünf erfolgreic­hen Alben legte er den Namen Boogie Down Production ab und machte als KRS-One weiter. Sein Debüt Return Of The Boom Bap (1993) gilt bis heute als sein wahrschein­lich bestes Album. Immerhin saß dafür DJ Premier von Gang Starr neben ihm am Mischpult.

An die 30 Alben hat er im Laufe seiner Karriere veröffentl­icht, Zugeständn­isse an Hip-Hop-Trends und Moden hat er nicht gemacht, hält die Dreifaltig­keit von Breakdanci­ng, MCing und Grafitti hoch, ist strictly Hardcore. Am Dienstag wird er den Wannabe-MCs, den Möchtegern-Rappern zeigen, wie’s wirklich geht. KRS-One live: 23. 8., Arena, 20.00

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Foto: Arena Ein Gangster mit dem pädagogisc­hen Auftrag zum „Edutainmen­t“: Der New Yorker Rapper und Hip-Hop-Künstler KRS-One gibt ein seltenes Wienkonzer­t.

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