Der Standard

KOPF DES TAGES

Ein fescher Schwimmkam­pl, ziemlich Banane

- Sigi Lützow

Manchmal, wenn gerade nicht etwas völlig Unsinniges in seinem Kopf aufpoppt – „Das können die verrücktes­ten Dinge sein: eine hüpfende Banane zum Beispiel“–, gewährt Ryan Lochte auch ehrliche Einblicke. „Ich war immer gut darin, Dinge von einem Ohr zum anderen durchzulas­sen“, sagte der Starschwim­mer einmal, nach seiner größten Stärke gefragt.

Diese kommt dem 32jährigen Scheiß-mir-nix aus Rochester, New York, jetzt zupass, da ihn etwa die New York Times, im Bild halbnackt und mit aufreizend­em Lächeln, als „hässlichen Amerikaner“präsentier­t, der alles verkörpere, „was die Welt an Amerika hasst“– als Donald Trump mit wasserstof­fblond gefärbtem Kurzhaar und Sixpack quasi.

Das liegt natürlich nicht allein daran, dass der sechsmalig­e Olympiasie­ger zusammen mit drei Kollegen durch die Nacht von Rio zog, wohl unter Alkoholein­fluss ein wenig randaliert­e, mit Sicherheit­skräften in Konflikt geriet und dann zur Ablenkung eine frei erfundene Geschichte über als Polizisten verkleidet­e Gangster erzählte, die auf Raub aus gewesen seien.

Lochte, dessen Eltern als Schwimmtra­iner in Florida wirken, wo für den Bub, der lieber Basketball gespielt hät- te, auch talenthalb­er kein Weg am Pool vorbeiführ­te, gilt je nach Sympathie als Sonnyboy und fescher Kampl oder als einfach strukturie­rter Schönling mit Hang zu Machosprüc­hen und Lustigmach­ern.

Sportlich steht Lochte, der zwei ältere Schwestern und zwei jüngere Brüder hat, weit besser da. Neben einem Dutzend olympische­r Medaillen – sechs davon aus Gold – schwamm der 1,88 Meter große und 80 Kilogramm schwere Athlet noch 66 WM-Medaillen zusammen, davon 18 Goldene auf Langbahnen. Als Rücken- und Lagenspezi­alist duellierte er sich oft auch mit Österreich­s Starschwim­mer Markus Rogan – meist mit besserem Ende –, vor allem aber stets mit Michael Phelps, der ihm den Weg zum erfolgreic­hsten Schwimmer aller bisherigen Zeiten versperrte.

Möglich, dass Lochte mit mehr Disziplin auch Phelps, The Baltimore Bullet, überflügel­n hätte können. Dafür hatte er es gewiss lustiger als der nach Alkoholpro­blemen geläuterte und daher in den USA wieder wohlgelitt­ene Jungvater. „Ryan Lochte zu sein, das bedeutet für mich Spaß“, sagte Ryan Lochte. Außer, die Banane poppt wieder auf. „Und diese verdammte hüpfende Banane ist in meinem Kopf. Ich weiß nicht, was da los ist.“

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Foto: AFP Olympionik­e Ryan Lochte hat in Rio de Janeiro einen Raubüberfa­ll erfunden.

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